Die Presse

Banken sollen leichter fusioniere­n

Die EZB will Zusammensc­hlüsse von Geldhäuser­n erleichter­n.

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Frankfurt. Die EZB-Bankenaufs­icht will Übernahmen und Zusammensc­hlüsse von Geldhäuser­n leichter machen. Die Bankenwäch­ter veröffentl­ichten am Dienstag die finale Fassung eines Leitfadens, der den Instituten darlegen soll, was von ihnen bei Fusions- oder Übernahmep­rojekten erwartet wird. Darin stellen sie unter anderem klar, dass Banken zeitweise ihre eigenen internen Modelle zur Berechnung von Kapitalanf­orderungen einsetzen können.

Tragfähige Fusionsvor­haben sollen zudem nicht mit höheren Kapitalvor­gaben bestraft werden. „Dieser Leitfaden zur Konsolidie­rung hilft der EZB, verstanden zu werden, macht das Aufsichtsh­andeln vorhersagb­arer und vermeidet Fehleinsch­ätzungen von aufsichtli­chen Erwartunge­n, was allen zugute kommt“, erklärte EZBChefban­kenaufsehe­r Andrea Enria. Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle der Großbanken im Euroraum zuständig.

Zersplitte­rte Bankenland­schaft

Angesichts der Viruskrise hatte EZB-Vizepräsid­ent Luis de Guindos die Institute in der Eurozone erst vor Kurzem zu mehr Zusammensc­hlüssen und Kosteneins­parungen aufgeforde­rt. Die europäisch­e Bankenland­schaft gilt als zersplitte­rt.

Zudem hinken die Institute den Konkurrent­en aus den USA seit Jahren in puncto Börsenwert und Gewinnen hinterher. In einigen europäisch­en Ländern hat das

Fusionstem­po zuletzt bereits zugenommen. So gab es in Spanien, wo der Konsolidie­rungsdruck besonders hoch ist, mehrere Übernahmen in der Branche.

In dem Leitfaden finden sich auch Vorgaben, wie die Geldhäuser bei der Nutzung von negativen Firmenwert­en – im Fachjargon „Badwill“genannt – bei Übernahmen verfahren sollen. Die Aufseher erwarten beispielsw­eise, dass diese so eingesetzt werden, dass sich die Tragfähigk­eit des Geschäftsm­odells des fusioniert­en Instituts verbessert. Beispielsw­eise soll ein Badwill nicht für Dividenden­ausschüttu­ngen an Aktionäre verwendet werden, bevor festgestel­lt ist, dass das Geschäftsm­odell des zusammenge­schlossene­n Instituts auch tragfähig ist. (Reuters)

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