Twitter sperrte 70.000 Accounts
Tech. Der Kurznachrichtendienst reagierte auf die Ereignisse in Washington. Die Aktie
Wien. Der Kurznachrichtendienst Twitter reagierte auf den in der Vorwoche erfolgten Sturm auf das Kapitol in Washington und sperrte in den vergangenen Tagen bereits Tausende Accounts. Seit Freitag seien mehr als 70.000 davon stillgelegt worden, teilte das Technologieunternehmen mit. Der Großteil davon habe vor allem QAnon-Verschwörungstheorien verbreitet. Die Accounts würden dauerhaft gesperrt, wie zuvor bereits jener von US-Präsident Donald Trump, dessen Anhänger vergangene Woche das Parlament gestürmt hatten, weshalb schlussendlich fünf Menschen den Tod fanden.
Von den Maßnahmen sind vor allem rechtsgerichtete Aktivisten betroffen, die immer wieder QAnon-Verschwörungstheorien in Internet-Netzwerken teilen. Demnach bekämpft Trump im Geheimen weltweit eine Clique von Menschen, die unter anderem Kinder zu Sex zwingt. Dazu sollen prominente Politiker der Demokraten, Hollywood-Größen sowie Mitglieder einer geheimen Organisation gehören, die den Staat lenke.
Der Schritt von Twitter wird von Beobachtern zwiespältig gesehen. Einerseits sei es richtig, die massenweise Verbreitung von gefährlichen Verschwörungstheorien zu unterbinden. Andererseits stelle sich die Frage, ab wann es zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit komme.
Aber auch für Twitter selbst hat das Thema Konsequenzen – und zwar wirtschaftlicher Natur. Durch die Sperrung der Nutzer, allen voran Trump selbst, werde die allgemeine Nutzung des Netzwerkes zurückgehen, erwarten Analysten. Zusätzlich könnten die internen Kosten bei Twitter künftig steigen, wenn das Unternehmen eine stärkere Qualitätskontrolle der getwitterten Inhalte vornehmen will. Beides zusammen könnte künftige
Erträge bei Twitter negativ beeinflussen. Die Aktie gab in den vergangenen Tagen daher bereits spürbar nach und lag am Dienstag mehr als zehn Prozent unter dem Wert der Vorwoche.
Facebook „froh“über Sperre
Ebenfalls zu Account-Sperren ist es bei Twitters Konkurrent Facebook gekommen. Und auch hier ist jener von US-Präsident Donald Trump betroffen. Facebook habe auch nicht vor, die Blockade von Trumps Account wieder aufzuheben, erklärte die für das operative Geschäft zuständige FacebookVorständin, Sheryl Sandberg. Sie sei „froh“darüber, dass Facebook seine Accounts eingefroren habe.
Inzwischen wurde auf dem sozialen Netzwerk auch die von Trump initiierte Parole „Stop the steal“(Stoppt den Diebstahl) geblockt, mit der Trump ohne Vorlage von Beweisen behauptet, die Wahl von Joe Biden zum neuen
US-Präsidenten sei nur aufgrund von Wahlbetrug möglich gewesen. Die Parole werde dazu genutzt, um gewaltsame Proteste zu organisieren.
Wenn Trump gegen die Entfernung seiner Inhalte Einspruch erheben wolle, könne er das bei dem von Facebook neu eingerichteten Kontrollgremium machen. „Das zeigt, dass der Präsident nicht über unseren Regeln steht“, so Sandberg. Für Facebook ist das ein verhältnismäßig starker Kurswechsel. So erklärte das Unternehmen in der Vergangenheit regelmäßig, bei Aussagen von Politikern nicht eingreifen zu wollen. Die Menschen hätten das Recht, die Aussagen ihrer Anführer zu sehen. Nachdem es im Sommer jedoch zu einem Boykott von Werbekunden gekommen war, startete Facebook, die Posts von Trump mit Hinweisen zu versehen. Auch die Facebook-Aktie gab in den vergangenen Tagen spürbar nach. (Reuters/jaz)