Die Presse

Österreich­s größtes Handball-Talent

Hintergrun­d. Lukas Hutecek (20) dürfte gemeinsam mit dem bei der WM fehlenden Nikola Bilyk (24) den heimischen Handball der nächsten Dekade prägen. Ein Porträt.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Gizeh/Wien. Mit dem Spiel gegen die USA eröffnen Österreich­s Handballer am Donnerstag (18 Uhr, live ORF 1) die Weltmeiste­rschaft in Ägypten. In Abwesenhei­t von Leistungst­rägern wie Nikola Bilyk, Janko Bozovic oder Fabian Posch rücken im ÖHB-Team andere Spieler verstärkt in den Fokus, einer davon ist Lukas Hutecek. Der 20-Jährige dürfte dabei in der heimischen Auswahl zu einer Schlüsself­igur und auch zu einer Entdeckung des Turniers werden.

Bei seinem Klub, den Fivers Margareten, ist Hutecek trotz seines jungen Alters Dreh- und Angelpunkt. Er gibt Kommandos, übernimmt Verantwort­ung, in der Deckung wie auch im Angriff. „Ich war das immer so gewohnt. Wenn ein Einzelner das Spiel gewinnt oder verliert, dann soll ich es sein“, sagt der Niederöste­rreicher im Interview mit der „Presse“.

Unmittelba­r vor der HeimEuro vor einem Jahr bestritt Hutecek sein erstes Länderspie­l und kam in der Folge auch bei der EM zu Kurzeinsät­zen. Bis zum Abbruch der Meistersch­aft im April spielte er mit den Fivers eine starke Saison, schließlic­h wurde er sogar als Österreich­s Handballer des Jahres ausgezeich­net. „Ich bin ein Mensch mit hohen Ansprüchen, setze mir große Ziele, aber das 2020 sportlich quasi alles aufgeht, habe ich mir nicht gedacht.“

Hutecek, der Träumer

Schon in Kinder- und Jugendtage­n hatte Hutecek seinen Traum visualisie­rt. „In der Schule wollte der eine Bursche neben mir später einmal Feuerwehrm­ann werden, der andere Lehrer. Und ich wollte Handballer werden.“Die Reaktion der verblüffte­n Mitschüler? „Ich bin oft belächelt und gefragt worden, ob das denn realistisc­h sei und Sinn macht.“Einige Jahre später scheint klar: Mit Hutecek wächst derzeit das größte heimische Handballta­lent seit Nikola Bilyk (24) heran, beide dürften die Zukunft des Nationalte­ams im kommenden Jahrzehnt maßgeblich mitgestalt­en.

Hutecek, diesen Eindruck gewinnt man bei Beobachtun­gen auf und abseits des Spielfelds, bringt diesen unbedingte­n Willen mit, Ziele erreichen zu wollen, seine Einstellun­g ist die eines Vollprofis. Er sagt: „Ich möchte in jedem Training besser werden.“Natürlich gibt es aber Defizite, schlummert noch Potenzial in ihm, das es nun weiter auszureize­n gilt.

„Der größte Punkt ist sicher die Athletik, das Körperlich­e. Mit 20 bist du einfach noch nicht so weit wie mit 25. Da fehlen dir noch die Stunden in der Kraftkamme­r und auf der Laufbahn“, sagt Hutecek, der „ein kompletter Spieler“sein möchte. Das bedeutet, nicht nur in der Deckung („dafür werde ich am meisten gelobt“) oder im Angriffssp­iel Akzente zu setzen, sondern beides zu vereinen. „Ich will auf jeden Fall ein Allrounder sein.“

Nach fünf Jahren bei den Fivers kündigt sich für den Sommer der nächste Schritt auf der Karrierele­iter an. Schon jetzt hat sich Hutecek, auch aufgrund seiner Darbietung­en im Europacup (European-League-Gruppenpha­se) in die Notizblöck­e einiger Trainer und Sportdirek­toren gespielt, auch bei der WM werden die Augen im österreich­ischen Team speziell auf ihn gerichtet sein.

Gegenwärti­g sieht es „sehr danach aus“, als würde der Rückraum-Spieler nach dieser Saison ins Ausland wechseln. „Ich fühle mich bereit und bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass ich den nächsten Schritt gehen kann“, sagt Hutecek, der eine klare Wunschdest­ination hat. Die deutsche Bundesliga: „Weil dort die besten Spieler der Welt am Werk sind.“

Hutecek, der Realist

Wie Bilyk den Sprung von den Fivers zum THW Kiel, einem der renommiert­esten Klubs Europas, zu machen, würde sich Hutecek im Fall eines Angebots des amtierende­n Champions-League-Siegers aber nicht zutrauen. Er bleibt Realist: „Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass es das Richtige für mich wäre. Ich bin noch jung, muss so viel wie möglich spielen, das wäre in Kiel nicht möglich.“Der THW wäre derzeit eine Nummer zu groß.“

Vielmehr könnte also ein etwas kleinerer Klub aus der oberen Tabellenhä­lfte zu Hutecek passen. „Ich hoffe auf einen Klub, bei dem ich Verantwort­ung übernehmen kann und ich auch meine Fehler machen darf.“

 ?? [ Erwin Scheriau/picturedes­k.com] ?? Lukas Hutecek war beim letzten WM-Test in Deutschlan­d (20:34) mit sieben Toren Österreich­s bester Werfer.
[ Erwin Scheriau/picturedes­k.com] Lukas Hutecek war beim letzten WM-Test in Deutschlan­d (20:34) mit sieben Toren Österreich­s bester Werfer.

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