Die besonderen Quarantäne-Spielregeln der Tennisstars
Tennis. Vor den Australian Open (ab 8. Februar) geht es in Melbourne und Adelaide ab in die 14-tägige Quarantäne. Diese ist nicht für alle gleich.
Sydney/Wien. Die Quarantäneauflagen bei den Australian Open zur Eindämmung des Coronavirus gehören laut der Regierung des Bundesstaates Victoria zu den strengsten der Welt. Das erste GrandSlam-Turnier des Jahres in Melbourne startet am 8. Februar und damit drei Wochen später als geplant. „Wir gehen davon aus, dass jeder einzelne Tennisspieler, der ankommt, potenziell positiv sein könnte“, sagte die örtliche Polizeiministerin, Lisa Neville.
Das Quarantäne- und Sicherheitsprogramm sei auf diese Möglichkeit ausgerichtet, um sicherzustellen, dass das Turnier keine Gefahr für die Menschen in der Region darstelle. „Wir haben die schärfsten und strengsten Regeln für Tennis auf der ganzen Welt eingeführt“, sagte Neville.
Spielerinnen und Spieler mit ihren reduzierten Betreuerteams, insgesamt etwa 1200 Personen, sollen ab Donnerstag mit Charterflügen in der Millionenmetropole an der australischen Ostküste landen. Anschließend müssen sie in einem von drei Hotels in Quarantäne. Alle Teilnehmer dürfen ihre Zimmer in dieser Zeit für maximal fünf Stunden am Tag verlassen. Sollten sie die Quarantäne brechen, drohten harte Strafen, warnten die Behörden.
Sonderbehandlung der Stars
Doch nicht alle Athleten sind zunächst in Melbourne stationiert. Eine erlesene Auswahl wird die 14-tägige Quarantäne in Adelaide, 650 Kilometer von Melbourne entfernt, verbringen. Bei Herren und Damen sind dies die Top drei der Weltrangliste, also Novak Djokovic,´ Rafael Nadal, Dominic Thiem, Ashleigh Barty, Simona Halep und Naomi Osaka, zusätzlich eingeladen wurde Serena Williams. Sie werden dafür am 29. Jänner vor Ort eine Exhibition spielen.
Sozusagen als Begleitperson Thiems reist Landsmann und Freund Dennis Novak mit nach Adelaide, auch er kommt also in den Genuss dieses exklusiveren
Kreises. Eine Handhabung von Tennis Australia, die nicht überall auf Verständnis stößt. Der Franzose Jer´emy´ Chardy etwa äußerte vor wenigen Tagen in „L’Equipe“seinen Unmut. „Diese Entscheidung für die Top drei kommt aus dem Nichts, um es vorsichtig zu formulieren. Sie werden vom Fitnesscenter profitieren, können dort ihre Übungen machen, ohne dass es zu den fünf Stunden Ausgang täglich zählt. Das ist eigenartig für einen Sport, in dem alle dieselben Voraussetzungen haben sollten.“
Australian-Open-Turnierdirektor Craig Tiley begründete die Ausnahmeregelungen für die Spitzenspieler in einem Interview mit beschränkten Hotelkapazitäten in Melbourne – eine zumindest zu hinterfragende Ansage. Unabhängig vom Standort werden täglich
Coronatests durchgeführt. Fällt ein Test positiv aus, wird die Person in ein anderes, speziell eingerichtetes Hotel verlegt. Die Teilnahme an dem Turnier ist dann so lang verboten, bis es ein negatives Testergebnis gibt.
Familie versus Quarantäne
Ein prominenter Name wird aufgrund der Coronaregeln und deren Begleiterscheinungen auf jeden Fall fehlen. Der US-Amerikaner John Isner erklärte seinen Verzicht. „Zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere und meines Lebens wollte ich immer mit meiner Familie reisen. Ich will von meiner Familie nicht so lang weg sein“, sagte der Weltranglisten-25.
Vor wenigen Tagen machte auch das Gerücht die Runde, Roger Federer hätte aus demselben Grund und nicht wegen mangelnder Fitness (Knie) für das Turnier abgesagt. Federers Familie, die ihn stets zu den Turnieren begleitet, hätte für 14 Tage im Zimmer bleiben müssen. (cg/ag.)