Blitzstart von Biden in den Marathon
Medien. Pressesprecherin Jen Psaki bringt die tägliche Pressekonferenz zurück ins Weiße Haus – und eine sachliche Professionalität.
Wie der neue USPräsident möglichst schnell die TrumpÄra ausradieren will.
Wien/Washington. „Das machen wir morgen wieder“, sagte Jen Psaki mit Elan am Ende ihrer halbstündigen Premiere als Pressesprecherin Joe Bidens im Briefing Room des Weißen Hauses, ehe sie mit einer dicken Mappe durch die Tür verschwand. Der Auftritt der 42-Jährigen, die zum Gesicht und zur Stimme der Biden-Regierung avanciert, markiert die Rückkehr zur täglichen Routine in Washington und die Abkehr von der Öffentlichkeitsarbeit des Trump-Teams.
Gleich zu Beginn der TrumpÄra gerieten die Pressekonferenzen mehr zu Konfrontationen mit Journalisten, und mehrere CNN-Korrespondenten blieben zeitweise ausgesperrt von dem Frage-undAntwort-Ritual. Trump-Sprecher
Sean Spicer brachte es mit dem Kellyanne-Conway-Zitat von den „alternativen Fakten“zu Berühmtheit – mit der Behauptung über das Rekordpublikum bei der Angelobung Trumps. Unter seinen Nachfolgerinnen verschwand das Pressebriefing allmählich von der Tagesordnung, und Kayleigh McEnany präsentierte sich zuletzt als glühende Trump-Aktivistin.
Wahrheit und Transparenz
Mit Psaki kehrt eine sachliche Professionalität zurück in die politische PR-Arbeit des Weißen Hauses. Reflexartig wies sie eine Trump-Order zur Aufhebung des Einreiseverbots aus der EU in die Schranken. Sie sei der Wahrheit und der Transparenz verpflichtet, betonte sie bei ihrem Einstand. „Ich habe großen Respekt vor der freien und unabhängigen Presse.“Sie versprach, den Vorhang vor den Kulissen des Weißen Hauses wegzuziehen. Für den Präsidenten habe sich der erste Arbeitstag angefühlt wie eine Heimkehr, berichtete sie – was wohl auch auf sie zutrifft. Das Narrativ, wonach er morgens mit der Sorge um die Coronakrise aufwache und abends damit einschlafe, war Beispiel für Selbstvermarktung.
Heikle Fragen wie die nach der Haltung Bidens zum Impeachment Trumps umging sie elegant. Andere, wie die nach dem Design für die Air Force One, konterte sie mit Ironie. Zugleich war sie um Wahrhaftigkeit bemüht. Es sei unausweichlich, dass Differenzen zwischen Regierung und Medien offen zutage treten würden, erklärte sie.
Mit Washingtons Polit-Biotop ist Psaki seit fast 20 Jahren vertraut. 2004 agierte sie als Pressesprecherin im Wahlkampf John Kerrys, 2008 in jenem Barack Obamas. Unter Kerrys Ägide lernte sie als Pressesprecherin im Außenministerium den geschliffenen Wortwechsel in der Welt der Diplomatie, bevor sie als Kommunikationschefin ins Weiße Haus zurückging. Dass sie CNN-Reporter aus dem Saal wirft, ist jedenfalls unwahrscheinlich. Als Analytikerin für den Sender sah sie die Informationspolitik Trumps mit kritischen Augen.