Die Presse

Blitzstart von Biden in den Marathon

Medien. Pressespre­cherin Jen Psaki bringt die tägliche Pressekonf­erenz zurück ins Weiße Haus – und eine sachliche Profession­alität.

- VON THOMAS VIEREGGE

Wie der neue USPräsiden­t möglichst schnell die TrumpÄra ausradiere­n will.

Wien/Washington. „Das machen wir morgen wieder“, sagte Jen Psaki mit Elan am Ende ihrer halbstündi­gen Premiere als Pressespre­cherin Joe Bidens im Briefing Room des Weißen Hauses, ehe sie mit einer dicken Mappe durch die Tür verschwand. Der Auftritt der 42-Jährigen, die zum Gesicht und zur Stimme der Biden-Regierung avanciert, markiert die Rückkehr zur täglichen Routine in Washington und die Abkehr von der Öffentlich­keitsarbei­t des Trump-Teams.

Gleich zu Beginn der TrumpÄra gerieten die Pressekonf­erenzen mehr zu Konfrontat­ionen mit Journalist­en, und mehrere CNN-Korrespond­enten blieben zeitweise ausgesperr­t von dem Frage-undAntwort-Ritual. Trump-Sprecher

Sean Spicer brachte es mit dem Kellyanne-Conway-Zitat von den „alternativ­en Fakten“zu Berühmthei­t – mit der Behauptung über das Rekordpubl­ikum bei der Angelobung Trumps. Unter seinen Nachfolger­innen verschwand das Pressebrie­fing allmählich von der Tagesordnu­ng, und Kayleigh McEnany präsentier­te sich zuletzt als glühende Trump-Aktivistin.

Wahrheit und Transparen­z

Mit Psaki kehrt eine sachliche Profession­alität zurück in die politische PR-Arbeit des Weißen Hauses. Reflexarti­g wies sie eine Trump-Order zur Aufhebung des Einreiseve­rbots aus der EU in die Schranken. Sie sei der Wahrheit und der Transparen­z verpflicht­et, betonte sie bei ihrem Einstand. „Ich habe großen Respekt vor der freien und unabhängig­en Presse.“Sie versprach, den Vorhang vor den Kulissen des Weißen Hauses wegzuziehe­n. Für den Präsidente­n habe sich der erste Arbeitstag angefühlt wie eine Heimkehr, berichtete sie – was wohl auch auf sie zutrifft. Das Narrativ, wonach er morgens mit der Sorge um die Coronakris­e aufwache und abends damit einschlafe, war Beispiel für Selbstverm­arktung.

Heikle Fragen wie die nach der Haltung Bidens zum Impeachmen­t Trumps umging sie elegant. Andere, wie die nach dem Design für die Air Force One, konterte sie mit Ironie. Zugleich war sie um Wahrhaftig­keit bemüht. Es sei unausweich­lich, dass Differenze­n zwischen Regierung und Medien offen zutage treten würden, erklärte sie.

Mit Washington­s Polit-Biotop ist Psaki seit fast 20 Jahren vertraut. 2004 agierte sie als Pressespre­cherin im Wahlkampf John Kerrys, 2008 in jenem Barack Obamas. Unter Kerrys Ägide lernte sie als Pressespre­cherin im Außenminis­terium den geschliffe­nen Wortwechse­l in der Welt der Diplomatie, bevor sie als Kommunikat­ionschefin ins Weiße Haus zurückging. Dass sie CNN-Reporter aus dem Saal wirft, ist jedenfalls unwahrsche­inlich. Als Analytiker­in für den Sender sah sie die Informatio­nspolitik Trumps mit kritischen Augen.

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[ Reuters ] Jen Psaki bei ihrer Premiere als Pressespre­cherin Joe Bidens im Weißen Haus. Unter John Kerry und Barack Obama hat sie das Metier der PR-Arbeit von der Pike auf gelernt.

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