Bestzeit wider Willen und Leere am Hahnenkamm
Kitzbühel: Kriechmayr startet verärgert ins Abfahrtsdouble.
Kitzbühel. Im Zielraum der Streif herrscht coronabedingt weiterhin Ruhe. Nicht nur an diesem zweiten Trainingstag. Anders als bei den Weltcupstationen in Sölden oder am Semmering wird in Kitzbühel auch an den Renntagen (Abfahrt heute und morgen, je 11.30 Uhr, Super-G am Sonntag, 10.20 Uhr, jeweils live ORF1) auf stimmgewaltige Platzsprecher und Partymusik verzichtet. Die gut zwei Dutzend Betreuer am Fuß des Hahnenkamms freut’s, man muss sich nicht gegenseitig anschreien, auch weniger Aerosole sollten so ihren Weg an die Luft finden.
Bei der Fahrt von Vincent Kriechmayr kam dann aber so etwas wie ein Raunen auf. Der Oberösterreicher fuhr überzeugende Trainingsbestzeit, war danach aber richtig verärgert. „Eigentlich war mein Ziel, ja keine Trainingsbestzeit zu fahren, weil dann habe ich ständig die Fragerei. Und meine Kollegen haben mich dann auch meistens auf der Schaufel. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich die Konkurrenz noch ein bisserl zurückhält“, erklärte Kriechmayr. „Ich habe gelernt, dass man Trainingsbestzeiten oder schlechte Trainingsleistungen nicht überbewerten darf.“
Abfahrtsnation Nummer eins
Die Streif zeigte weiterhin ihr freundlichstes Gesicht. „Es klingt blöd, aber die Streif ist ein bisserl einfacher zu fahren als in den Jahren zuvor. Nur im Steilhang ist etwas Eis. Aber es ist trotzdem noch die Streif, man darf sie nicht unterschätzen. Das wird ein ziemlich enges Rennen werden“, meinte der Vorjahreszweite Kriechmayr.
Max Franz landete hinter dem italienischen Kitz-Spezialisten Matteo Marsaglia auf Platz drei, Vorjahressieger und Bormio-Gewinner Matthias Mayer (33.) schwang mit 2,77 Sek. Rückstand etwas ratlos aus dem Zielraum ab.
Die heutige Wengen-Ersatzabfahrt in Kitzbühel ist einer ORFZählung zufolge die 500. HerrenAbfahrt der Weltcupgeschichte. Die Bilanz: 184-mal gewann Österreich, 123-mal die Schweiz, 43-mal Norwegen und 42-mal Italien. (joe)