Elon Musk wurde ärmer
Korrektur bei Technologiewerten stürzte reichsten Menschen der Welt vom Thron.
Elon Musk ist nicht mehr der reichste Mensch der Welt. Der Tesla-Chef ist wieder hinter Amazon-Gründer Jeff Bezos zurückgefallen, nachdem die TeslaAktie in einem Monat um ein Fünftel abgestürzt ist. Das geht aus dem aktuellen Bloomberg Billionaires Index hervor. Bezos’ Freude darüber dürfte sich allerdings in Grenzen halten. Denn auch sein Vermögen ist seit Jahresbeginn um mehr als zehn Milliarden Dollar geschrumpft. Bezos konnte zuletzt Vermögenswerte in der Höhe von 180 Mrd.
Dollar sein Eigen nennen, bei Musk waren es 176 Mrd. Dollar. Und das Vermögen von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, dem fünftreichsten Mann der Welt, ist mit 97 Mrd. Dollar nur noch elfstellig.
Er wäre zweifellos Jammern auf sehr hohem Niveau, würden sich die Tech-Milliardäre beklagen. Die Veränderungen im Ranking zeigen aber deutlich, wie heftig die Korrektur ist, von der die Techwerte gerade durchgebeutelt werden. Besonders schlimm erwischt es jene Werte, die zuvor extrem stark gestiegen sind. Auch Apple musste ziemlich kräftig Federn lassen und lag zuletzt um 17 Prozent unter seinem Allzeithoch vom Jänner.
Der Börsenwert des weltgrößten Konzerns hält sich gerade noch über zwei Billionen Dollar. Vor Kurzem waren es noch 2,4 Billionen Dollar. Ist das nun das von vielen heraufbeschworene Platzen einer Technologieblase, wie das zuletzt vor 21 Jahren passiert ist, als (zum Teil völlig wertlose) Technologiewerte zu absurd hohen Preisen die Eigentümer wechselten?
Man sollte die großen TechWerte nicht vorschnell abschreiben. Ausgelöst wurde die Korrektur durch Ängste, die Inflation könnte zurückkehren. Davon ist zwar bei den Verbraucherpreisen noch herzlich wenig zu merken. Bei Staatsanleihen mit zehn- oder mehrjähriger Laufzeit sind aber zuletzt die Renditen gestiegen. Das klingt gut, bedeutet aber für die Inhaber der Papiere wenig Erfreuliches. Sie bekommen selbst keine höheren Zinsen. Aber wenn sie ihre Anleihen verkaufen, will der Käufer höhere Renditen, um im Fall eines Teuerungsschubs ein wenig abgesichert zu sein. Was bedeutet, dass man ihm das Papier zu einem geringeren Preis abtreten muss.
Was hat das nun mit Aktien zu tun? Eine höhere Inflation muss ihnen nicht schaden, im Idealfall können die Unternehmen dann die Preise anheben, und gerade die großen Technologiekonzerne leiden unter keinem starken Konkurrenzdruck. Doch fürchten viele, dass die Investoren auch bei Aktien bald höhere Gewinnrenditen fordern. Im besten Fall wird das dadurch erreicht, dass die Gewinne steigen. Im schlechteren Fall müssen die Kurse hinunter. In solchen Phasen wenden sich die Anleger von den hoch bewerteten Wachstumsunternehmen ab und kaufen lieber billige „Value“-Firmen aus dem Rohstoff-, Energie- oder Telekomsektor. Das ist zuletzt passiert.
Soll man nun fluchtartig aus Tech-Aktien raus? Eher nicht. Deren gute Geschäftsaussichten sind intakt, nur ist in den Preisen schon sehr viel Zukunft enthalten. Die muss jetzt erst stattfinden. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass Tech-Werte heftiger korrigieren als der Gesamtmarkt. Im vierten Quartal 2018 stürzten sie überdurchschnittlich stark ab, Apple verlor gar ein Drittel seines Werts: Damals hatte es so ausgesehen, als würde Apple nie von seiner iPhone-Abhängigkeit loskommen und sich das Smartphone auch nicht mehr so gut verkaufen. Beide Sorgen stellten sich als unbegründet heraus. Möglicherweise lösen sich die Inflationssorgen auch schon bald wieder in Luft auf – oder man gewöhnt sich daran.
Indes bilden sich munter neue Blasen. Etwa bei Gamestop, dem angeschlagenen Videospiele-Händler: Kleinanleger hatten den Kurs von unter zehn auf über 300 Dollar hochgetrieben, um Hedgefonds zu schaden, die auf fallende Kurse gesetzt hatten. Die Blase platzte, Gamestop fiel auf unter 50 Dollar – um sich einige Wochen später urplötzlich wieder zu erholen: Am Freitagnachmittag kostete die Aktie wieder 120 Dollar. Die Risikolaune der Anleger ist noch längst nicht verschwunden. Charlie Munger (97), der langjährige Geschäftspartner von Starinvestor Warren Buffett, fühlte sich angesichts dieser Kurskapriolen sogar an Pferdewetten erinnert: Das könne nicht gut gehen, warnte er. Doch wann die Blase platze, wisse er auch nicht.
Die große Blase – wenn es so eine überhaupt gibt – ist noch lang nicht geplatzt. Angesichts der hohen Liquidität im Markt und der großen Unsicherheit bauen sich aber immer wieder neue kleine Blasen in Teilmärkten auf. Es kommt zu Überbewertungen – gefolgt von gesunden Korrekturen. Und diesmal hat es eben die großen TechWerte erwischt.