Die Presse

Stuttgart feiert die Tore eines Wiener Riesen

Deutsche Bundesliga. Saˇsa Kalajdˇzi´c, 23, begeistert Schwaben mit Schmäh und Treffern, beim 5:1 gegen Schalke schoss er sein elftes Saisontor. Über Verletzung­en, serbische Wurzeln, Baumeister­s Vision bei Admira – und Schuhgröße 47.

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Stuttgart. Für Sasaˇ Kalajdziˇc´ läuft es in der deutschen Bundesliga wie am Schnürchen. Der ÖFB-Teamspiele­r steuerte am Samstag zum 5:1-Heimsieg über das damit weiter im Abstiegsst­rudel versinkend­e Schalke (feuerte Trainer Gross und Sportvorst­and Schneider) ein Tor bei und hat damit in den jüngsten fünf Runden immer zumindest einmal gescort. Seine bisher elf Liga-Saisontref­fer bedeuten Platz sechs in der Torschütze­nliste. Im Schnitt netzt der Wiener, der stolze zwei Meter misst, Schuhgröße 47 trägt und 2019 den Sprung von Admira zum VfB geschafft hat, alle 108 Spielminut­en und ist aufgrund seiner vier Assists alle 84 Minuten an einem Tor beteiligt.

Doch nicht nur wegen seiner Körpermaße oder seiner Torstatist­iken gerät der 23-Jährige immer stärker ins Blickfeld deutscher Medien. Auf der Sportschau-Website als „womöglich einer der spannendst­en Spieler der Bundesliga“bezeichnet, gibt Kalajdziˇc´ gerne unkonventi­onelle Interviews – so richtete er etwa am Samstag vor dem Sky-Mikrofon seinem Goalie Gregor Kobel „Ich küss’ deine Augen“samt Kusshändch­en aus. Der Tormann hatte beim Stand von 3:1 einen Elfmeter gehalten. „Und ich Trottel habe mich bei Kickbase (Anm.: Fußballman­ager-App) nicht aufgestell­t“, ätzte Kalajdziˇc´ nach seinem Doppelpack im Dezember gegen Union Berlin.

Das Juwel aus dem Mittelfeld

Dabei war dem größten Spieler der höchsten deutschen Spielklass­e in seiner Anfangszei­t bei den Schwaben keineswegs zum Scherzen zumute. Kurz nach seinem 2,5 Millionen Euro teuren (für Österreich­er überrasche­nden) Transfer zog sich der Angreifer eine schwere Knieverlet­zung zu und wurde erst gegen Ende der vergangene­n Saison wieder fit. Der Durchbruch folgte erst jetzt, und als Belohnung feierte er im Oktober gegen Rumänien das Debüt im ÖFB-Nationalte­am. Damit waren auch Spekulatio­nen um einen Nationenwe­chsel passe.´ Seine Eltern sind vor dem Krieg geflüchtet­e bosnische Serben. Er sagt: „Ich bin Wiener mit serbischen Wurzeln.“

Dass es Kalajdziˇc´ überhaupt zum Teamspiele­r brachte, war lange Zeit nicht absehbar. Im Gegensatz zu den meisten aktuellen Profis durchlief er keine Akademie, sondern kickte für Donaufeld (er wuchs im 22. Bezirk auf ) oder Vienna, ehe er als 19-Jähriger bei Admiras Juniors landete. Zu den Südstädter­n kam Kalajdziˇc´ zudem als ausgebilde­ter Mittelfeld­spieler, der damalige Juniors-Coach Ernst Baumeister funktionie­rte ihn zum Mittelstür­mer um. Mit dem Ergebnis, dass Kalajdziˇc´ nun in Deutschlan­d für Furore sorgt. Baumeister wurde in der Südstadt aussortier­t, die „graue Maus“spielt ausschließ­lich gegen den Abstieg.

Und wohin führt der Weg von Kalajdziˇc?´ Sein Vertrag bei den Schwaben, die im Mittelfeld von einer der fünf besten Ligen Europas liegen, läuft noch bis Sommer 2023. Verlängeru­ng nicht ausgeschlo­ssen. Seine Freundin ist schon einmal, sicherheit­shalber, nach Stuttgart gezogen. Für den Wiener läuft es eben wie am Schnürchen.

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[ Reuters ] Saˇsa Kalajdˇzic´ setzt sich durch und behält auch die Übersicht.

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