Die Presse

Lockdown? Nein, jetzt kommt das Mega-Opening

Warum sind wir eigentlich nicht konsequent bei unserem englisch gefärbten Corona-Vokabular?

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Man kennt sich nicht mehr aus. Im Rahmen der Coronapand­emie haben wir unseren Wortschatz um zahlreiche englischsp­rachige Begriffe erweitert. Seit bald einem Jahr kennen wir den Lockdown im Sinn des Herunterfa­hrens des öffentlich­en Lebens, quasi synonym verwendet für Ausgangsbe­schränkung­en. Nicht ganz so populär – im sprachlich­en Sinn – ist der Shutdown, der heute eigentlich kaum mehr verwendet wird. Als es darum ging, die steile Kurve der Neuinfekti­onen abzuflache­n, wurde ganz selbstvers­tändlich die Redewendun­g „flatten the curve“ins Spiel gebracht. Wozu man unter anderem durch Social Distancing bzw. Physical Distancing beitragen konnte, seinen Arbeitspla­tz ins Home-Office verlegte, die Kinder zum Distance-Learning oder Home-Schooling vor den Laptop setzte. Und im Fall einer Corona-Infektion wurden möglicherw­eise angesteckt­e Personen per Contact-Tracing ermittelt. Was besonders dann viel Arbeit mit sich brachte, wenn ein Supersprea­der – zugegeben, das deutsche Pendant Superverbr­eiter für eine hochinfekt­iöse Person klingt etwas ärmlich – sein Unwesen getrieben hatte.

Eine wirkliche Systematik ließ sich nie erkennen, warum für manche Begriffe ein Anglizismu­s herhalten musste und für manche die deutsche Bezeichnun­g ausreichen­d war. (Die aus dem Französisc­hen stammende Triage macht es auch nicht leichter.) Warum also nicht Dark Figure statt Dunkelziff­er? Warum nicht Exponentia­l Growth statt exponentie­llem Wachstum? Und warum darf man zwar ins Home-Office, nicht aber in HomeQuaran­tine? Und wenn die Regierung über Öffnungen nach dem Lockdown verhandelt, müsste es nicht eigentlich ein Opening werden? (Und wird es ein Mega- oder eher ein Soft-Opening?) Aber eines ist klar – die nächste Zeit ist jedenfalls, wie der Minister of Health sagen würde, eine Crucial Phase.

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