Vorerst keine weiteren Öffnungen
Angesichts steigender Zahlen dürften Gastronomie, Hotels und Kulturstätten über den 15. März hinaus geschlossen bleiben, womöglich bis Ostern. Am Montag entscheidet die Regierung, wie es weitergeht.
Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf war am Sonntag in der ORF-Sendung „Hohes Haus“noch optimistisch, dass Gastronomie und Hotellerie, wie von der Regierung in Aussicht gestellt, am 15. März öffnen können. Doch daraus wird wohl nichts. Wie „Die Presse “aus Regierungskreisen erfuhr, soll der Termin nach hinten verschoben werden – nicht unbedingt bis Ostern, aber auch das ist möglich.
Man wolle jetzt nicht „euphorisch Öffnungsschritte setzen“, um dann zu Ostern wieder einen Lockdown verordnen zu müssen, hieß es. Denkbar ist, dass es in der zweiten Märzhälfte zu ersten sanften Lockerungen in der Gastronomie kommt, indem man zunächst etwa nur die Schanigärten freigibt.
Fürs Erste aber dürfte sich am Status quo nichts ändern, weil die Zahlen wieder steigen. Entschieden war am Sonntagabend aber noch nichts. Kanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober trafen zu Beratungen im Kanzleramt zusammen. Heute, Montag, sind Gespräche mit Experten (10 Uhr), Oppositionschefs (11.30 Uhr) und Landeshauptleuten (13 Uhr) geplant. Danach, zwischen 16 und 17 Uhr, will die Regierungsspitze bekannt geben, wie es weitergeht.
1 Auf welcher Grundlage entscheidet die Regierung über die weitere Vorgangsweise?
Auf der einen Seite drängen Wirtschaft, Kultur und Sportorganisationen auf Lockerungen. Auch mehrere Landeshauptleute meldeten sich zuletzt mit Öffnungswünschen zu Wort, etwa Johanna Mikl-Leitner, Thomas Stelzer und Hans Peter Doskozil. Demgegenüber steht die (weitgehend) einhellige Meinung der Experten, die zu Vorsicht mahnen, weil die ansteckendere britische Virusvariante auf dem Vormarsch sei.
Offiziell wollte sich die Regierung am Sonntag nicht in die Karten blicken lassen. Man mache die Entscheidungen von den Zahlen und den Einschätzungen der Experten abhängig, hieß es in einem schriftlichen Statement. Die Öffnungsschritte vom 8. Februar (Schulen, Handel, körpernahe Dienstleister) zeigten bisher noch keinen massiv ansteigenden Trend. Aber man wolle die Stabilität nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
2 Welche Entwicklungen lassen sich aus den aktuellen Infektionszahlen ableiten?
2123 Neuinfektionen binnen 24 Stunden wurden am Sonntag gemeldet, ein Sonntagsrekord für dieses Jahr. Einen gewissen Effekt haben auch die massiv ausgebauten Testungen – seit rund drei Wochen, seit den Öffnungen, ist die Zahl der täglich gemeldeten Tests allerdings annähernd auf stabilem Niveau. Schätzungen gehen davon aus, dass die vermehrten Testungen rund 20 Prozent der höheren Zahl an Neuinfektionen ausmachen. Zuletzt ist laut Ages mehr als ein Viertel der bestätigten Infektionen asymptomatisch verlaufen. Mit heute, Montag, steigt die Chance, noch mehr Infizierte ohne Symptome zu finden: Die Gratisabgabe der Antigentests für zu Hause (fünf pro Person und Monat) in Apotheken startet. Allerdings stehen bei rund 8,8 Millionen E-Card-Besitzern in der ersten Woche nur rund 600.000 TestKits bereit. Und viele erhalten keine Tests, etwa Elga-Verweigerer. Zudem gelten die „Wohnzimmertests“als eher unzuverlässig. Die Regierung setzt aber auch an anderer Front auf massives Testen: Die Tests in den Schulen könnten weiter ausgebaut werden.
Für Gesundheitsminister Rudolf Anschober sind die jüngsten Entwicklungen jedenfalls eine „besorgniserregende Trendwende“: Die Reproduktionszahl stieg auf „alarmierende“1,16 – bei den ansteckenderen Mutanten auf 1,22. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt nun bei 158, am höchsten ist die Inzidenz bei 15- bis 24-Jährigen. Auch in Spitälern werden knapp drei Wochen nach den Lockerungen nun wieder mehr Covid-Patienten behandelt.
3 Wie geht es beim Impfen voran? Kommt endlich Bewegung in die Impfkampagne?
Entspannung wird erst eine hohe Durchimpfungsrate bringen – hier wird nun aufs Tempo gedrückt: Am Wochenende wurde die Zahl von 400.000 Menschen in Österreich, die eine Corona-Impfung erhalten haben, überschritten. Mehr als ein Viertel der bisher verabreichten Impfdosen wurde zwischen Dienstag und Freitag voriger Woche injiziert.
Laut Gesundheitsministerium haben mit Stand Wochenende 4,4 Prozent der Bevölkerung zumindest eine Dosis erhalten, 2,58 Prozent bereits beide Dosen. Eine Entscheidung in Sachen Impfen soll diese Woche fallen: Das Nationale Impfgremium will empfehlen, ob das AstraZeneca-Vakzin auch an über 65-Jährige verimpft wird. Zuletzt gab es Hinweise auf eine Freigabe für Ältere.