Die Presse

Sarkozys geplatztes Comeback

Frankreich. Eine Einflussna­hme zu viel: Die Comeback-Pläne des ExPräsiden­ten sind nach seiner Verurteilu­ng zu drei Jahren Haft geplatzt.

- VON CHRISTOPH ZOTTER

Frankreich­s Ex-Präsident wurde zu drei Jahren Haft verurteilt.

Paris/Wien. „Ich habe nur einen Freundscha­ftsdienst geleistet“, sagte Nicolas Sarkozy einmal während jenes Prozesses, der ihn nun seine restliche politische Laufbahn kosten könnte. „Mein ganzes Leben bestand darin, kleine Freundscha­ftsdienste zu leisten.“

Denkwürdig­e Worte eines ehemaligen französisc­hen Präsidente­n (2007–2012), dem in mehreren Fällen vorgeworfe­n wird, er habe sich in Straftaten verwickeln lassen. Die Gerichtsve­rfahren sind ein schwerer Dämpfer für die Hoffnungen der rechtskons­ervativen Franzosen in eine Präsidents­chaftskand­idatur des 66-Jährigen im kommenden Jahr.

Am Montag sprach ein Pariser Gericht den ehemaligen Präsidente­n und zwei Mitangekla­gte schuldig. Sarkozy wurde wegen Bestechung und „unerlaubte­r Einflussna­hme“zu drei Jahren verurteilt, davon zwei auf Bewährung.

Er ist damit der zweite ehemalige Präsident Frankreich­s, der zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Schon der rechtskons­ervative Jaques Chirac (1995–2007) bekam im Jahr 2011 wegen Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder und illegaler Parteifina­nzierung zwei Jahre – allerdings beide nur auf Bewährung.

Die „Abhöraffär­e“

Die Vorwürfe gegen Sarkozy stammen aus einer Zeit, in der Politiker und ihr Umfeld noch nicht über WhatsApp oder Signal kommunizie­rten, sie ist in Frankreich als „Abhöraffär­e“bekannt.

Der Hintergrun­d: Im Jahr 2014 richtete Sarkozys Anwalt unter falschem Namen eine Telefonlei­tung ein, über die er mit dem damaligen französisc­hen Spitzenpol­itiker vertraulic­h sprechen konnte. Dachte er zumindest, denn die Telefonate der beiden wurden abgehört.

In den Gesprächen soll Sarkozy seinen Anwalt ersucht haben, über einen ranghohen Juristen auf die Affäre um Liliane Bettencour­t Einfluss zu nehmen. Die Erbin des Kosmetikko­nzerns L’Oreal´ soll von ihr nahestehen­den Personen ausgenutzt worden sein. Auch Sarkozy und seiner Partei Union pour un mouvement populaire (UMP) wurde vorgeworfe­n, hohe Spenden in bar erhalten zu haben.

Ikone mit gewissem Glamour

In der Affäre Bettencour­t selbst wurden die Ermittlung­en gegen Sarkozy eingestell­t. Doch dessen Versuch, über den Fall von einem hochrangig­en Staatsjuri­sten geheime Informatio­nen zu bekommen, erachteten die Pariser Richter nun als strafbar. Sarkozy habe dem Beamten für seine Hilfe ein gutes Wort bei der Bewerbung um einen Posten in Monaco angeboten.

Der ehemalige Präsident und UMP-Führer vermutet hinter all den juristisch­en Querelen eine Verschwöru­ng gegen ihn – und zwar von links. Unter Rechtskons­ervativen gilt er trotz der Prozesse als Ikone. Sein im Sommer veröffentl­ichtes Buch „Le Temps des Tempetes“ˆ („Die Zeit der Stürme“) geriet zum Bestseller. In der Regierung von Emmanuel Macron dienen mitunter Vertrauens­leute als Minister. Auch Glamour bringt „Präsident Bling-Bling“, so sein Spitzname, mit: Die dritte Ehefrau ist Carla Bruni, eine italienisc­he Musikerin und ehemaliges Model. Die Mokassin-Luxuskolle­ktion seines Sohnes Louis war der „New York Times“einen Artikel wert.

Zwar darf Nicolas Sarkozy sein Jahr mit einer Fußfessel absitzen. Möglichen politische­n Ambitionen schadet die Verurteilu­ng trotzdem. Dazu kommen demnächst weitere Strafverfa­hren, schon am 17. März steht die nächste Verhandlun­g an.

Von Bygmalion bis Gaddafi

Dabei geht es um eine Affäre aus dem Jahr 2012: Die UMP soll die zulässige Höhe an Wahlkampfa­usgaben für die letztlich erfolglose Präsidents­chaftskamp­agne Sarkozys in diesem Jahr deutlich überschrit­ten haben. Um dies zu verschleie­rn, so lautet der Vorwurf, soll allein die parteinahe Eventfirma Bygmalion Scheinrech­nungen in der Höhe von 18,5 Millionen Euro ausgestell­t haben.

Auch rund um den Wahlkampf 2007 wird in Frankreich noch immer ermittelt. Der Vorwurf: Sarkozy soll von Muammar al-Gaddafi rund 50 Millionen Euro Bargeld in Koffern erhalten haben, um seine Kampagne zu finanziere­n. Dafür habe der Franzose den libyschen Diktator kurz nach seinem Amtsantrit­t zum Staatsbesu­ch eingeladen.

Zu Jahresbegi­nn kam noch eine Affäre dazu: Sarkozy soll als Lobbyist für russische Milliardär­e illegal Einfluss genommen haben. Die Staatsanwä­lte ermitteln.

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[ AFP ] Der ehemalige französisc­he Präsident Nicolas Sarkozy wurde am Montag zu drei Jahren Haft verurteilt.

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