Die Presse

Das Gerangel um Öffnungen

Sollen Bundesländ­er mit geringeren Infektions­zahlen mit mehr Freiheiten belohnt werden? Die Idee ist umstritten.

- VON PHILIPP AI CHINGER

Es kamen Experten, Vertreter der Parlaments­parteien und die Landeshaup­tleute: Die Bundesregi­erung hatte fast schon zu einem Tag der offenen Tür im Kanzleramt geladen, an dessen Ende am Montagaben­d die Verkündung der neuen Coronarege­ln stehen sollte (zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch ausständig).g Aber mit welchen Konzepten könnte sich Ö sterreich trotz steigender Coronazahl­en weiter öffnen?

Regionalis­ierung

Die Infektions­lage ist in Österreich unterschie­dlich, die Regeln sind aber grundsätzl­ich überall gleich. Soll man diese also je nach der aktuellen Coronasitu­ation im jeweiligen Bundesland differenzi­eren und eine Art Bonus-Malus-System einführen?

Die Meinungen der Landeshaup­tleute dazu sind am Montag auseinande­rgegangen. Profitiere­n würde von einem Bonus-MalusSyste­m momentan der Westen. Vorarlberg­s g Landeshaup­tmann, Markus Wallner (ÖVP ), dessen Ländle trotz Steigerung­en der Infektions­zahlen immer noch vergleichs­weise gut dasteht, konnte sich jedenfalls Öffnungssc­hritte vorstellen. Ablehnung kam von Wiens Bürgermeis­ter, Michael Ludwig, der bundesweit­e Regeln bevorzugt. Wien hatte länger die besten Zahlen, fiel aber zuletzt zurück. Österreich sei ein kleines Land, die Mobilität hoch, meinte Ludwig. Daher solle es einheitlic­he Richtlinie­n geben. Ähnlich sah das mit Salzburgs Wilfried Haslauer auch ein ÖVP-Landeshaup­tmann. Er warnte vor einem Fleckerlte­ppich im Staate Österreich. „Wenn man über Lockerunge­n oder vorsichtig­e Öffnungen nachdenkt, braucht es eine einheitlic­he bundesweit­e Strategie“, meinte Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Sport und Kultur

Vorreiter für Öffnungen war Kärntens Landeshaup­tmann, Peter Kaiser (SPÖ). „Die Menschen lechzen danach“, erklärte er. Man müsse den Menschen daher eine Perspektiv­e und einen Zeithorizo­nt geben. Er sprach insbesonde­re den Sportberei­ch für Kinder an. Haslauer gab sich zurückhalt­end: Große Sprünge könne man sicher nicht machen, meinte er. „Mein Motto ist: ,Draußen ist besser als drinnen‘“, sagte Ludwig. Und zwar nicht nur beim Sport, sondern auch bei der Kultur und der Gastronomi­e.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagnerg lehnt grundsätzl­ich allfällige weitere Öffn ungen als „hochgradig unverantwo­rtlich“ab.

Gastronomi­e

Für die Lokale waren die vergangene­n Wochen eine Achterbahn. Zunächst hieß es, dass Öffnungen frühestens rund um Ostern geschehen könnten. Dann wurde die Hoffnung geweckt, dass mit Eingangste­sts doch früher aufgesperr­t werden könne, bevor die jüngste Steigerung bei den Infektions­zahlen wieder einen Rückschlag für diese Pläne bedeutete. Am Montag wurde bis zuletzt um die Frage gerungen, ob Lokalöffnu­ngen zumindest regional in Bälde möglich werden.

Grüner Pass

Vorarbeite­n gibt es auch für einen Grünen Pass, der den Inhabern Freiheiten geben dürfte. Ihn sollen all jene erhalten, die schon gegen Corona geimpft sind oder kürzlich eine Infektion überstande­n haben. Aber man soll den Pass auch dann bekommen können, wenn man sich zumindest zweimal pro Woche testen lässt. FPÖ-Obmann Norbert Hofer erklärte, er lehne diese Idee ab, sie sei eine Ausweitung der Testpflich­t. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger berichtete, dass man von der Regierung noch zu wenige Informatio­nen dazu erhalten habe, diese solle es erst in den nächsten Tagen geben. Problemati­sch wäre es aus ihrer Sicht aber, wenn dadurch Tests nicht mehr 48 Stunden, sondern länger akzeptiert würden, sodass zwei Proben pro Woche reichen.

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