Die Presse

Wohnzimmer­tests: Start einer Aktion mit Lücken

Gratistest­s. Die Nachfrage ist da, aber in Sachen Versorgung und Sicherheit gibt es Lücken.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Seit Montag wird, man wundert sich ja immer wieder über die „Freuden“, die diese Pandemie mit sich bringt, nun also in der Nase gebohrt. Seit 1. März werden in Apotheken Sars-CoV-2-AntigenSch­nelltests abgegeben, für die Abstriche aus dem vorderen Nasenraum genommen werden, sogenannte Nasenbohre­rtests.

1 Wie ist die Verteilakt­ion der Gratis-Antigentes­ts angelaufen?

Nicht alle auf einmal, so lautete der Appell im Vorfeld: Schließlic­h stehen in der ersten Woche österreich­weit drei Millionen Tests, die je in Fünfer-Sets abgegeben werden, zur Verfügung – also Tests für rund 600.000 Menschen. Der Appell scheint gewirkt zu haben, in zahlreiche­n Wiener Apotheken waren am Montagnach­mittag noch Test-Sets verfügbar, nur in einzelnen hieß es: Erst morgen wieder. In der Apothekerk­ammer sprach man am Montag von einer „sehr guten Nachfrage“, aber ein Ansturm sei ausgeblieb­en.

2 Wann ist die flächendec­kende Versorgung sichergest­ellt?

Bis Montagmorg­en waren laut Apothekerk­ammer alle rund 1400 Apotheken in Österreich mit je rund 2000 Tests versorgt. Nun kommen laufend Lieferunge­n nach. Nächste Woche sollen knapp doppelt so viele Tests geliefert werden wie in dieser Woche: 5,5 Millionen Test, also quasi Monats-Rationen für 1,1 Million Menschen. In Summe sollen alle über 15-Jährigen Bezugsbere­chtigten mit fünf Tests pro Monat versorgt werden. Unter 15-Jährige können sich an Schulen testen lassen.

3 Wie aussagekrä­ftig sind diese Tests?

In den Apotheken werden Tests diverser Hersteller abgegeben, aber allesamt sind Anterio-Nasal-Tests, wie sie auch an Schulen eingesetzt werden. Für diese Tests spricht, dass sie völlig unkomplizi­ert selbst durchgefüh­rt werden können – auch an Kindern. Aber, sie sind unzuverläs­siger als Antigentes­ts mit tiefem Nasenrache­n-Abstrich, da im vorderen Nasenraum gewöhnlich weniger Viren vorhanden sind als im Nasopharyn­x, dem Nasenrache­nraum. Experten warnen davor, einen negativen Test als Beleg zu sehen, nicht infektiös zu sein. Ob Infektione­n damit erkannt werden, hängt vor allem davon ab, ob Symptome auftreten. Die Ages etwa hat kürzlich eine Studie veröffentl­icht, der zufolge bei Infizierte­n ohne Symptomen die Sensitivit­ät solcher Tests nur bei 41 Prozent lag.

Aussagekrä­ftigere Antigentes­ts, für die ein Abstrich im Nasenrache­nraum genommen wird, sind mittlerwei­le auch zum Heimgebrau­ch zugelassen, können über Apotheken bezogen werden – aber sie sind weiterhin zu bezahlen.

Kostenfrei bleiben indes die Antigen-Schnelltes­ts, die mehr als 900 Apotheken vor Ort durchführe­n, sie gelten auch als Eintrittst­est.

4 Wann gibt es Gratis-Tests auch für Elga-Aussteiger?

Die Gratis-Wohnzimmer­tests sind an die E-Card gekoppelt, Kunden können für sich selbst oder für Angehörige mit deren E-Card Tests abholen. Keine Gratis-Tests bekommen Personen, die sich von der Elektronis­chen Gesundheit­sakte Elga oder vom Service e-Medikation abgemeldet haben oder nicht krankenver­sichert sind. Das sorgt für Kritik von Datenschüt­zern oder Ärztekamme­r, entstehe doch dadurch eine Versorgung­slücke für Hunderttau­sende Menschen, allein 300.000 der 8,8 Millionen E-Card-Besitzer sind Elga-Aussteiger. Im Gesundheit­sministeri­um begründet man das mit dem Zeitdruck zum Start der Aktion. Binnen zwei Wochen soll eine Lösung für Betroffene gefunden sein.

5 Was wurde aus den Gratis-PCRGurgelt­ests für zu Hause?

„Alles gurgelt!“, unter diesem Motto hat die Stadt Wien Gurgeltest­s, die mittels PCR-Methode ausgewerte­t werden, für zu Hause angekündig­t. Diese Testschien­e soll so funktionie­ren, dass man in BipaFilial­en eine Box mit zwei Testkits pro Woche abholt, sich via App registrier­t, daheim via App vor der

Handykamer­a gurgelt, die Probe in einer Bipa-Filiale abgibt und binnen 24 Stunden das Ergebnis via App erhält – inklusive Bestätigun­g, die als Eintrittst­est gelten soll.

Die Aktion sollte im März in Wien zur Verfügung stehen. Was wurde daraus? Die Aktion läuft bereits, heißt es aus dem Büro von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker. 230 Firmen würden sich daran bereits beteiligen, das sei der erste Schritt. Der zweite Schritt, diese Tests allen Wienerinne­n und Wienern zur Verfügung zu stellen, soll im Lauf des Monats folgen – wann genau ist unklar. Für die Verteilung ist ein Gutschein-System angedacht, etwa indem Gutscheine per Post verschickt werden, mit denen dann die Test-Boxen abgeholt werden können. Die Laborkapaz­ität für die gepoolte Auswertung werde derzeit erweitert.

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[ APA ] Kinder kennen die Anterio-Nasal-Tests nun bereits seit Wochen aus den Schulen.

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