Lehnte Kurz ab, Vakzine mit Israel zu beschaffen?
Netanjahu regte im Frühjahr 2020 Impfstoff-Kooperation an.
Wien. Hat Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz im Mai tatsächlich ein Angebot des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ausgeschlagen, gemeinsam Impfstoffe von Biontech/Pfizer zu beschaffen? Das schreibt die „Financial Times“unter Berufung auf zwei österreichische Regierungsbeamte. Doch ganz so konkret dürfte das Offert nicht gewesen sein, wie ein Sprecher des Kanzlers gegenüber der „Presse“klarstellt.
Demnach habe Netanjahu im vergangenen Frühjahr bei einer Videokonferenz der sogenannten smarten Länder, die anfangs schnell auf die Pandemie reagiert hatten, angeregt, gemeinsam Impfstoff zu erforschen und herzustellen. Möglicherweise sei dabei auch die Rede davon gewesen, zusammen Vakzine zu organisieren. Das sei für Österreich jedoch keine Option gewesen, weil die EU sich zu dieser Zeit darauf verständigt habe, die Impfstoffe zu besorgen, erklärt der Sprecher von Kurz.
Israel kümmerte sich letztlich im Alleingang um Pfizer-Lieferungen. Kein anderes Mitglied der „smarten Neun“, zu denen außer Israel und Österreich auch Dänemark, Griechenland, Tschechien, Norwegen, Singapur, Neuseeland auch Australien zählte, zog mit.
Besuch bei Netanjahu
Am Donnerstag will sich Bundeskanzler Kurz bei einem gemeinsamen Besuch mit Dänemarks sozialdemokratischer Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Israel ein Bild vom dortigen Kampf gegen die Coronapandemie machen. In keinem anderen Staat der Welt hat ein höherer Anteil der Bevölkerung zumindest eine Impfdosis erhalten, nämlich 93 Prozent. In Österreich sind es sieben Prozent. Kurz möchte mit Netanjahu eine Forschungs- und Produktionsallianz für Impfstoffe und Covid-Medikamente vereinbaren. Vor der Reise spricht er sich im Kanzleramt mit Wissenschaftlern und Pharmafirmen ab. (cu)