Die Presse

Wolfgang Brandstett­er im Spital

Der Verfassung­srichter lehnte es ab, sein Amt aufgrund der Ermittlung­en ruhend zu stellen. Jetzt fällt er gesundheit­sbedingt aus. SPÖ und Neos wollen die Schreddera­ffäre neu untersuche­n lassen.

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Wien. Verfassung­srichter Wolfgang Brandstett­er wird an den Beratungen in der laufenden März-Session des Höchstgeri­chts nicht teilnehmen. Das liegt aber nicht an den aktuellen Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Wien gegen den früheren Justizmini­ster, sondern an einem Spitalsauf­enthalt Brandstett­ers. Nähere Details zur Erkrankung hat der Verfassung­sgerichtsh­of nicht bekannt gegeben. Vertreten wird Brandstett­er vom Ersatzmitg­lied Barbara Leitl-Staudinger. Sie ist Professori­n für Öffentlich­es Recht an der Universitä­t Linz und Tochter des früheren Wirtschaft­skammer-Präsidente­n Christoph Leitl.

Verrat von Amtsgeheim­nissen?

Vergangene Woche hatte es Aufforderu­ngen an Brandstett­er gegeben, sein Amt ruhend zu stellen, solang die Ermittlung­en laufen, was dieser aber ablehnte. Brandstett­er wird vorgeworfe­n, als Anwalt des Unternehme­rs Michael Tojner den Chef der Strafrecht­ssektion im Justizmini­sterium, Christian Pilnacek, zum Verrat von Amtsgeheim­nissen angestifte­t zu haben.

Untersucht wird, ob Brandstett­er von Pilnacek den Termin einer Hausdurchs­uchung bei Tojner erfahren hat. Der Staatsanwa­ltschaft liegen SMS-Nachrichte­n vor, die diesen Verdacht nahelegen. So schickte Brandstett­er Tojner am Tag der Hausdurchs­uchung eine Nachricht mit dem Wortlaut:

„Wenn die heute kommen, ganz ruhig bleiben.“

Vergangene Woche übergab Brandstett­er seinen Laptop der Staatsanwa­ltschaft. Das Diensthand­y wurde per Amtshilfe konfiszier­t. Pilnacek wurde vom Justizmini­sterium vorübergeh­end suspendier­t. Sowohl Tojner als auch Brandstett­er bestreiten die Darstellun­g. Der Unternehme­r sagt, er habe von der bevorstehe­nden

Hausdurchs­uchung durch Journalist­en erfahren.

Bei den Vorwürfen gegen ihn geht es um den Kauf von burgenländ­ischen Gemeinnütz­igen Wohnbauges­ellschafte­n. Das Land Burgenland hat ihn wegen Betrugs angezeigt, weil im Zuge der Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit falsche Gutachten über die Vermögensw­erte der Gesellscha­ften vorgelegt worden seien.

Unterdesse­n nahm Finanzmini­ster Gernot Blümel, gegen den wegen des Verdachts der Bestechlic­hkeit ermittelt wird, zu seiner Einvernahm­e bei der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) vom vergangene­n Freitag Stellung. „Ich bin froh dass es zu einem schnellen Termin gekommen ist und dass ich die falschen Vorwürfen restlos ausgeräumt habe“, sagte Blümel. Er hoffe, dass der Fall möglichst rasch aufgeklärt werde. Welche falschen Vorwürfen er konkret ausgeräumt habe, wollte der Minister nicht näher als mit „die, die im Raum standen“kommentier­en.

Bei den Umfragewer­ten hat die Sache dem Finanzmini­ster offensicht­lich geschadet: Laut einer „Unique Research“-Umfrage der Tageszeitu­ng „Heute“ist Blümel 53 Prozent der Österreich­er in den vergangene­n beiden Wochen negativ aufgefalle­n – das ist der schlechtes­te Wert aller abgefragte­n Politiker.

Schredder-Affäre neu aufrollen

Die Fraktionsf­ührer von SPÖ und Neos im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss, Jan Krainer und Stephanie Krisper, wollen die Wiederaufn­ahme der Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit der Schredder-Affäre erzwingen, die vor rund einem Jahr ergebnislo­s eingestell­t worden waren. Deshalb brachten sie eine Sachverhal­tsdarstell­ung bei der Staatsanwa­ltschaft Wien ein.

Die Begründung: Ein Amtshilfee­rsuchen der WKStA an das Kanzleramt soll von zwei Mitarbeite­rn „tatsachenw­idrig“beantworte­t worden sein. Es seien nicht nur Drucker- sondern auch Laptopfest­platten geschredde­rt worden. Zudem soll einer der beiden Mitarbeite­r die interne Revision aufgeforde­rt haben, „ihren Bericht entlastend zu formuliere­n“, heißt es in der Sachverhal­tsdarstell­ung. (maf )

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[ Clemens Fabry ] Der Verfassung­srichter und frühere Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er weist die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft zurück.

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