Die Presse

Das Team Köfer als Wahlgewinn­er

Porträt. In Klagenfurt und in Spittal in der Stichwahl: Gerhard Köfer, Politiker mit wechselvol­ler Vergangenh­eit, war die Überraschu­ng der Gemeindera­tswahl in Kärnten.

- VON OLIVER PINK

Wien/Klagenfurt. Aufstehen, weitermach­en, sich zwischendu­rch neu erfinden, wieder obenauf schwimmen, wenn keiner mehr mit einem rechnet: Was Jörg Haider vorgeführt hat, gelingt in kleinerem Maßstab auch Gerhard Köfer. Bei der Gemeindera­tswahl in Kärnten am Sonntag war er so etwas wie der große Gewinner.

Köfer machte seine Partei in Spittal/Drau zur stärksten Kraft, er selbst geht als Führender in die Bürgermeis­ter-Stichwahl in zwei Wochen, den amtierende­n SPÖBürgerm­eister ließ er hinter sich. Köfer war bereits einmal Bürgermeis­ter von Spittal/Drau – und zwar von 1997 bis 2013. In Klagenfurt geht Köfers Vertreter Christian Scheider, früher Bürgermeis­ter für die Freiheitli­chen ebendort, ebenso als Erster in die Stichwahl. Und in St. Georgen im Lavanttal wurde Karl Markut, ehemals Klubchef der Kärntner SPÖ, als Bürgermeis­ter bestätigt. Als Kandidat des Teams

Köfer – oder Team Kärnten, wie es offiziell heißt.

Auch Köfer war einmal Sozialdemo­krat. Ein – für die Kärntner SPÖ nicht untypische­r – rechter Sozialdemo­krat. Ein hemdsärmel­iger Pragmatike­r, der mit linker, marxistisc­her Ideologie gar nichts am Hut hatte, für seine Stadt lieber Allianzen mit der Wirtschaft schmiedete. Mit Haider konnte er natürlich auch. Das erste Mal eckte der vormalige Gendarm bei den Genossen in Wien an, als er die Abschaffun­g ebendieser Anrede – also Genosse – forderte. Köfer war dann selbst etliche Jahre in Wien – als Nationalra­tsabgeordn­eter der SPÖ. Neben seiner Tätigkeit als Bürgermeis­ter von Spittal/ Drau.

Dann wollte Köfer Kärntner SPÖ-Chef werden, scheiterte jedoch am Vertreter des linken Flü

gels, Peter Kaiser. In der Folge wandte sich Gerhard Köfer von der SPÖ ab und dockte beim neuen Team Stronach an. Köfer hatte in der Zwischenze­it energetisc­he Fähigkeite­n an sich entdeckt und behandelte Frank Stronachs Pferde. So kam man dann auch politisch ins Geschäft.

Mit dem Team Stronach schaffte es Köfer als Spitzenkan­didat 2013 auf Anhieb mit elf Prozent in den Kärntner Landtag. Und wurde Landesrat für Straßenbau in der (Proporz-)Regierung Kaiser I. Wie so viele überwarf er sich dann später mit Frank Stronach bzw. dieser sich mit ihm. Köfer machte aus den Resten des Kärntner Teams Stronach dann das Team Kärnten. 2018 schaffte es Gerhard Köfer erneut in den Landtag. Nun wird der 60-Jährige vielleicht wieder Bürgermeis­ter von Spittal/Drau.

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[ APA] Erst SPÖ, dann Stronach, nun er selbst: Köfer.

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