Amazon-Pläne in Graz: Anrainer hoffen auf UVP
Liebenau. Das Land Steiermark prüft noch, ob für das geplante Zentrum des Onlinehändlers eine Prüfung notwendig ist. Darauf hofft eine Bürgerinitiative, die gegen die Baupläne im Grazer Siedlungsgebiet kämpft.
Graz. Ein Ackergrund in Liebenau soll zum Standort des Onlinehändlers Amazon werden – das sorgt nach wie vor für Wirbel in Graz. Noch läuft ein Verfahren, das feststellen soll, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig ist.
„Ergebnis gibt es noch keines, es ist ein Verkehrskonzept ausständig“, heißt es vom Land Steiermark zur „Presse“. Wenn dies vorliegt, gebe es „flott“ein Ergebnis, wann es so weit ist, sei aber noch nicht absehbar.
Anrainer, die gegen das Logistik- und Verteilerzentrum eine Bürgerinitiative (Lebenswertes Liebenau) gegründet haben, hoffen auf eine UVP. „Uns ist schon klar“, sagt Thomas Rybnicek, Initiativensprecher und Anrainer, „dass man mit einer UVP das Projekt wahrscheinlich nicht komplett verhindern kann. So naiv sind wir nicht.“
Aber: Man hoffe, dass das aktuell mit 150 Metern Länge und 70 Metern Breite geplante Verteilerzentrum plus Parkhaus für 960 Fahrzeuge, für das rund 5,7 Hektar Ackerboden versiegelt werden würden, nach einer UVP „mit angepassten Rahmenbedingungen“– sprich auch kleiner dimensioniert – kommen könnte.
Zudem würde eine UVP das Projekt wohl verzögern und damit ein Baubeginn schon im Herbst dieses Jahres verhindert werden. „Wir werden jedes Mittel und jeden Weg gehen, um möglichst lang dagegen zu kämpfen“, sagt Rybnicek. Weshalb man auch ein Crowdfunding starten möchte, um einen Juristen zu engagieren.
Für die Anrainer würde das Zentrum eine Belastung bedeuten, die „die Grenzen des Zumutbaren“überschreite: Das Verteilerzentrum soll, soweit man weiß, an sechs Tagen die Woche rund um die Uhr betrieben werden. Die Anund Auslieferung der Waren würde also auch in den Nachtstunden erfolgen. Was für die Bewohner der Einfamilienhäuser in der Gegend und des Seniorenheims, das keine hundert Meter entfernt liegt, eine massive Lärmbelastung bedeuten würde.
Natürlich habe man gewusst, dass eines Tages auf den Ackerflächen gebaut werden könnte: Seit 20 Jahren ist das Grundstück für gewerbliche Zwecke gewidmet. Allerdings „hat man uns damals versprochen, dass hier kleines Gewerbe angesiedelt wird“, so Anrainerin Irmgard Bauer.
Belastung für den Verkehr
Es gehe der Bürgerinitiative, betont Sprecher Rybnicek, aber nicht nur um die Interessen der unmittelbar betroffenen Bewohner Liebenaus. Das Projekt würde, so Rybnicek, der ganzen Stadt schaden: Die Luftverschmutzung in Graz sei auch jetzt schon bekanntermaßen hoch. Im Februar hat der Rechnungshof die nicht ausreichenden Maßnahmen zum Schutz vor Luftverschmutzung kritisiert.
Weiters würden die vielen Fahrten von und zu dem neuen Amazon-Verteilerzentrum gerade dort, wo es sich in Graz ohnehin schon seit Jahrzehnten bei der Einfahrt in das Zentrum massiv staut – in Liebenau und St. Peter –, eine zusätzliche Verkehrsbelastung bedeuten.
Umweltfreundlich sei – auch wenn ein Teil der Flotte womöglich auch mit E-Motor unterwegs wäre – das Projekt also keineswegs. Da überlege die Stadt Graz, um 3,3 Milliarden Euro eine U-Bahn zu errichten „und gleichzeitig holen wir uns mit so einem Projekt so viel Verkehr in die Stadt“.
Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) stellte sich bereits öffentlich gegen die Baupläne, ebenso der Grazer SPÖ-Klubvorsitzende, Michael Ehmann. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) sprach davon, dass es ihn „wundern“würde, gäbe es keine UVP für das Projekt.