Insolvenzrecht dringend ändern
Je früher eine Sanierung beginnt, desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Die Regierung ist mit der Reform auf dem richtigen Weg.
Die Coronakrise hat in vielen Unternehmen keinen Stein auf dem anderen gelassen. Nicht wenige mussten wegen plötzlicher Umsatzeinbrüche extreme finanzielle Belastungen auf sich nehmen. Diese gefährden nun die Zukunft der Betriebe. Weil Insolvenzverfahren vorübergehend aufgeschoben wurden, sehen wir diese dramatischen Entwicklungen noch nicht in der Insolvenzstatistik. Doch das wird sich in den kommenden Monaten ändern.
Um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, bedarf es einiger Grundvoraussetzungen: So muss es den Unternehmen ermöglicht werden, ihren Neustart schnell, effizient und möglichst flexibel zu planen. Dafür ist unter anderem ein Abbau der Bürokratie wichtig. Denn warum bis zur Zahlungsunfähigkeit warten? Wenn ein Unternehmer bereits abschätzen kann, dass er sich in Schieflage befindet, das Steuer daher noch herumreißen kann, dann muss eine Reorganisation durch eine Novellierung des Insolvenzrechts dieses Vorhaben unterstützen. So könnten viele Betriebe vor dem Aus gerettet werden, denn jeder Tod eines Unternehmens vernichtet Vermögen und schafft Arbeitslose.
Sanierung früh starten
In der Wirtschaftskammer Wien haben wir daher konkrete Vorschläge erarbeitet, wie das heimische Insolvenzrecht adaptiert und modernisiert werden kann, um wirtschaftspolitisch einen zukunftsweisenden Weg zu gehen. Unsere Reformpunkte zielen darauf ab, möglichst viele Betriebe und Arbeitsplätze zu erhalten – und zwar durch einen frühen Sanierungsbeginn, bevor noch ein Insolvenzgrund vorliegt, bevor der Betrieb zahlungsunfähig ist. Wird die Sanierung zeitig gestartet, soll das Unternehmen außerdem durch Zahlungserleichterungen bei den Abgaben unterstützt werden. Weiters haben wir Vorschläge entwickelt, wie es attraktiver wird, frisches Kapital über stille Beteiligungen in die Unternehmen zu bekommen.
Auch ohne die aktuelle Krise ist eine Reform des Insolvenzrechts notwendig, damit vorübergehende Schwierigkeiten in einem Betrieb nicht zu seinem sofortigen Aus führen. Durch Corona steigt der Handlungsdruck allerdings nun massiv.