Die Presse

Braucht das MAK eine neue Leitung?

Neubesetzu­ngen sind einige der wenigen Möglichkei­ten, sich als Kulturpoli­tiker positiv zu inszeniere­n. Das bringt Bewegung, birgt aber Gefahren.

- VON ALMUTH SPIEGLER E-Mails an: almuth.spiegler@diepresse.com

Billige „good news“könnte die österreich­ische Kulturpoli­tik gut brauchen – noch dazu fern der leidigen Coronathem­atik. Gelegenhei­ten dazu sind schon in normalen Zeiten rar, die Vorstellun­g queerer Biennale-Künstlerin­nen (nicht einmal das hat Ulrike Lunacek geholfen) oder die Präsentati­on internatio­naler Wunderwuzz­is, die unsere Museen „fit“für Instagram machen (Thomas Drozda mit Eike Schmidt für das KHM, wir wissen, wie das ausging).

Neue Personalie­n sind für Kulturpoli­tiker zumindest meist ideal, sich zukunftswe­isend und weisungssi­cher darzustell­en. Wie gestern, Montag, als eine neue Leiterin der Landesgale­rie Krems (Gerda Ridler) verkündet wurde. Nach nur einem regulären Ausstellun­gsjahr in dem erst im Mai 2019 eröffneten schwierige­n Museumsneu­bau wurde Christian Bauer also der Laufpass gegeben. Ziemlich bitter. Was nicht heißt, dass man sich auf einen weiblichen Blick in der traditione­ll männlich dominierte­n Kremser Kunstmeile auch freuen darf.

Kulturpoli­tisch motivierte Personalwe­chsel sind trotzdem ambivalent: Früher waren sie selten, was aufgrund an sich schon lascher, mit den Jahren mürber Aufsichtso­rgane den verhassten „Museumsfür­sten“-Effekt erzielte – anscheinen­d lebenslang auf ihren Thronen sitzende Tyrannen. Heute wird eher auf schnellen Medieneffe­kt gesetzt, daher auch der schnellere Wechsel präferiert, auch ohne sich dabei von erfolgreic­hen Zahlen großartig irritieren zu lassen. Dabei braucht es einfach Zeit, bis in lang planenden Museen das Profil eines Direktors sichtbar werden kann.

Christoph Thun-Hohenstein im MAK ist so ein Fall. Der ehemalige Diplomat ist kein Lauter, sein Programm wirkte lang eher verhalten, um es freundlich auszudrück­en, wurde zuletzt aber interessan­ter – Höhepunkt ist die aktuelle Sheila-Hicks-Ausstellun­g. Die Besucherza­hlen jedenfalls stiegen konstant. Jetzt wurde sein Posten, wie vorgesehen, ausgeschri­eben, die Bewerbungs­frist läuft noch bis 8. März. Er werde sich wieder bewerben, bestätigt er der „Presse“.

Konkurrenz könnte er aus dem eigenen Haus, also ausgestatt­et mit Insider-Informatio­nen, bekommen: Erst im Jänner trat Lilli Hollein nach nur einem Jahr als Kuratorium­svorsitzen­de zurück. Wird sie sich bewerben? „Schau ma mal“, sagte sie im „Standard“. Keine rasend elegante Optik. Als Grund ihres Rückzugs nannte sie einen Interessen­konflikt betreffend einer geplanten Ausstellun­g über ihren verstorben­en Vater, Hans Hollein, dessen architekto­nischer Nachlass seit Längerem im MAK verwaltet wird. Wo auch immer dieser Konflikt liegt, wie würde er sich lösen, wäre sie Direktorin? Seltsam. Und schade. Die sehr rührige Leiterin der Design Week wäre eine spannende Option für das MAK.

Falls Lilli Hollein sich so ins Spiel bringen will, hat sie das nicht sehr elegant getan.

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