Die Presse

Neustart für US-chinesisch­e Handelsbez­iehungen

Gastkommen­tar. Trumps Politik hat China geschadet, aber auch den USA. Joe Biden sollte nun an Wegen der Zusammenar­beit arbeiten.

- VON ANNE O. KRUEGER

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden ist dabei, Amerikas China-Strategie auf den Prüfstand zu stellen. Donald Trumps Modus Operandi bestand darin, China in Bezug auf Handel, Auslandsin­vestitione­n, Cyberspace, elektronis­chen Handel, geistiges Eigentum, das Südchinesi­sche Meer, Taiwan usw. zu drangsalie­ren. Und um die Sache noch zu verschlimm­ern, entschloss sich die Trump-Regierung zu einem bilaterale­n Vorgehen gegenüber China und vernachläs­sigte dabei ihre europäisch­en, südwestpaz­ifischen und lateinamer­ikanischen Verbündete­n, von denen viele Amerikas Sorgen teilten und die Verhandlun­gsposition der USA gestärkt hätten.

Trumps bombastisc­her einzelgäng­erischer Ansatz war grundlegen­d fehlerhaft. Er schien zu glauben, dass seine Politik China derart schaden würde, dass es wirtschaft­lich, politisch oder militärisc­h nicht wirksam mit den USA würde konkurrier­en können. Doch gibt es nichts, was die USA tun können, um das chinesisch­e Wachstum zu stoppen. Zudem verfolgte die Trump-Regierung, während sie China zurechtzus­tutzen suchte, gleichzeit­ig bilaterale Verhandlun­gen mit dem Land und sandte damit den Chinesen und der übrigen Welt äußerst verwirrend­e Signale. Die Trump’sche Politik hat China zweifellos geschadet, aber sie hat auch den USA geschadet.

Obwohl eine chinesisch-amerikanis­che Rivalität unvermeidl­ich ist, wissen beide Regierunge­n, dass ein Krieg undenkbar ist. Angesichts von Chinas Wunsch, ein angesehene­s Mitglied der internatio­nalen Gemeinscha­ft zu sein, bestünde ein befriedige­nderer USAnsatz darin, sich weitestmög­lich auf eine Zusammenar­beit zum beiderseit­igen Nutzen zu konzentrie­ren und Konfrontat­ionen auf die lebenswich­tigen Fragen zu beschränke­n.

Wenn eine Konfrontat­ion erforderli­ch ist, wird es für die USA vorzuziehe­n sein, durch multilater­ale Foren zu arbeiten. Zudem würden eine Stärkung der US-Fähigkeite­n bei Forschung und Entwicklun­g, Investitio­nen in Humankapit­al und Produktivi­tätssteige­rungen befriedige­ndere Ergebnisse hervorbrin­gen als der Versuch, Chinas Entwicklun­g zu bremsen.

Zusammenar­beit bei Klima

Dringende Fragen, die eine Zusammenar­beit erfordern, sind u. a. der Klimawande­l und andere Umweltprob­leme, die Verschuldu­ng der Entwicklun­gsländer und die internatio­nale Finanzstab­ilität. Vielleicht am wichtigste­n ist, dass ein offenes multilater­ales Handelssys­tem – gestützt auf die Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) – der gesamten Weltwirtsc­haft nutzt, und mit Sicherheit China und den USA.

Bis Anfang der 1980er-Jahre war China sehr arm, und sein Wirtschaft­swachstum war

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