Die Presse

Eine Weltmeiste­rin blüht in St. Pölten wieder auf

Fußball. Mit 18 feierte Jennifer Klein Schul-WM-Titel und EM-Premiere, wechselte als Shootingst­ar zu Hoffenheim. Was ihr in Deutschlan­d fehlte, hat sie in St. Pölten wieder gefunden. Jetzt wartet das Champions-League-Achtelfina­le.

- VON SENTA WINTNER

Malmö/Wien. Wie die Herbstsais­on geendet hat, so beginnt auch das Frühjahr für St. Pölten: mit einem Champions-League-Hit. Erstmals in der Klubgeschi­chte steht der Serienmeis­ter im Achtelfina­le, gastiert im Hinspiel heute (18 Uhr, live, ORF Sport+) beim schwedisch­en Rekordcham­pion Rosengard.˚ „Sich internatio­nal mit den Besten messen zu dürfen ist richtig cool“, sagt Jennifer Klein, und dass ihr Team sich dabei nicht verstecken will: „Wir haben uns vorgenomme­n, mit breiter Brust hineinzuge­hen, mutig zu sein und auf Sieg zu spielen.“

Zuletzt stand 2015 mit Neulengbac­h ein heimischer Vertreter unter den besten 16 Europas, Klein kommt mit ihren 22 Jahren also schon früh in einen besonderen Genuss. Das ist für die gebürtige Tullnerin nichts Neues, schließlic­h legte sie einen kometenhaf­ten Aufstieg hin: Mit 15 Jahren debütierte sie für Neulengbac­h in der Bundesliga, mit 17 wurde sie als beste Spielerin der Saison ausgezeich­net. 2017 kürte sie sich mit der ÖFBFrauena­kademie zum Schul-Weltmeiste­r, erlebte zwei Monate später als Team-Küken die sensatione­lle EM-Premiere in den Niederland­en mit. Als Shootingst­ar wechselte sie danach mit 19 Jahren von St. Pölten zu Hoffenheim – und dort flachte der steile Aufstieg erstmals ab.

„Das soziale Umfeld, die Familie hat mir extrem gefehlt, das habe ich unterschät­zt“, meint Klein rückblicke­nd. In zwei Jahren kam sie nur auf einen einzigen Kurzeinsat­z in der deutschen Bundesliga. Vorwerfen könne sie sich aber nichts, sagt sie, auf ihrer Position im zentralen Mittelfeld seien die Chancen eben rar. „Ich habe bei jedem Training 100 Prozent gegeben. Ein bisschen Glück spielt auch mit, bei mir war das nicht der Fall.“

Missen möchte die Niederöste­rreicherin diese zwei harten Lehrjahre in Deutschlan­d trotzdem nicht, „die Erfahrung, und auch fußballeri­sch nehme ich viel mit. Ich weiß jetzt, dass ich glücklich sein muss, um Leistung zu bringen“, erklärt sie. Im familiären SKN-Umfeld fühlt sich Klein wieder „pudelwohl“und ist zu einer Leistungst­rägerin aufgestieg­en. In Sachen Infrastruk­tur und Trainingsm­öglichkeit­en sei Österreich­s Meister ihrer Meinung nach top aufgestell­t. „Das Einzige, was fehlt, ist die Konkurrenz in der Liga, denn intern ist sie voll da.“

Beim richtigen Angebot kann sich Klein „auf jeden Fall“vorstellen, den Sprung ins Ausland noch einmal zu wagen. Bis Sommer läuft ihr Vertrag in St. Pölten, Verlängeru­ng anvisiert. Denn nebenbei absolviert sie eine Ausbildung zur Volksschul­lehrerin, möchte sich zudem mit konstanten Leistungen wieder im Nationalte­am etablieren und zur EM 2022 fahren. „2017 war schon etwas Großes, aber das jetzt ist eine coole Bestätigun­g“, sagt die 22-Jährige. In England soll es für die einstige Schul-Weltmeiste­rin dann mit dem ersten EM-Einsatz klappen. „Ich habe ein Jahr lang Zeit, mich zu entwickeln. Das Ziel ist, dort auf dem Platz zu sehen.“

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[ Tom Seiss ] Jennifer Klein und St. Pölten spielen heute erstmals im Achtelfina­le der Champions League.

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