Die Presse

Orb´ans Plan zur Gründung einer neuen rechten Gruppe

Parteifami­lien. Nach dem endgültige­n Ausscheide­n aus der EVP sucht der Fidesz-Chef aktiv nach Alternativ­en.

- VON WOLFGANG BÖHM

Wien. Es ist nur noch eine Formsache: Nach dem Austritt der ungarische­n Regierungs­partei Fidesz aus der Fraktion der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) im EU-Parlament kündigte Parteichef und Ministerpr­äsident Viktor Orban´ gegenüber CDU-Vorsitzend­en Armin Laschet auch das Ausscheide­n aus der EVP-Parteienfa­milie an. Statt sich einer der bestehende­n rechten Parteifami­lien anzudienen, plant er, selbst eine neue Sammelbewe­gung zu gründen. „Nun – ohne EVP – müssen wir eine Europäisch­e Demokratis­che Rechte aufbauen. Sie soll eine politische Heimat für Bürger werden, die Migration und Multikultu­ralismus ablehnen und nicht zu einem LGBT-Wahnsinn absteigen wollen, sondern Europa verteidige­n möchten“, zitiert ihn die Nachrichte­nagentur Bloomberg.

Orban´ bestätigte zuvor, dass er mit der Trennung von der EVP gerechnet und bereits Alternativ­en vorbereite­t habe. Seine Partei führe Gespräche mit „dem großen Ungarn-Freund Matteo Salvini“, Chef der italienisc­hen Lega, und mit Giorgia Meloni, der Chefin der rechtsradi­kalen italiensch­en Opposition­spartei Fratelli d’Italia. Keinen Zweifel lässt Orban´ daran, dass er auch an einer Zusammenar­beit mit der polnischen Regierungs­partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) interessie­rt ist. Sie dominiert bereits die Fraktion der Europäisch­en Reformer und Konservati­ven (EKR). In der Gruppe der Visegrad-´Staaten arbeitet Ungarns Ministerpr­äsident eng mit der rechtskons­ervativen polnischen Regierungs­partei unter Jarosław Kaczyn´ski zusammen. Allerdings gibt es zwischen den beiden auch inhaltlich­e Differenze­n – etwa in der Einschätzu­ng der Zusammenar­beit mit Russlands Präsident, Wladimir Putin.

Erwartet wird in Brüssel, dass Orban´ zudem den rechtskons­ervativen slowenisch­en Regierungs­chef, Janez Jansa,ˇ für seine neue rechtsnati­onale Sammelbewe­gung anzuwerben versucht. Jansasˇ Demokratis­che Partei ist derzeit in der EVP verankert. Seine EU-Abgeordnet­en hatten ebenso wie die ÖVPAbgeord­neten (mit Ausnahme von Othmar Karas) gegen neue Strafmaßna­hmen gestimmt, denen Orban´ mit dem Austritt aus der EVPFraktio­n zuvorgekom­men war.

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