Die Presse

Der Auftritt des Drahtziehe­rs von Ibiza

Julian H. war zu Gast im Wirecard-U-Ausschuss.

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Berlin. Es war keine weite Reise, die der Regisseur des Ibiza-Videos, Julian H., am Freitag antrat. Sein Aufenthalt­sort in Berlin-Moabit, wo er zurzeit in Auslieferu­ngshaft sitzt, ist vom Regierungs­viertel nur einen Steinwurf entfernt. Der Regisseur des Ibiza-Videos war Zeuge im Wirecard-U-Ausschuss, der die politische Dimension des Finanzskan­dals ausleuchte­t.

H. hatte sich selbst angeboten. Denn die Rolle Österreich­s würde unterschät­zt, erklärte er den Abgeordnet­en, zwischen Ibiza und Wirecard gebe es „eine gewisse Schnittmen­ge“, meinte er, ohne allzu konkret zu werden. H. behauptete auch, dass der flüchtige Wirecard-Manager Jan Marsalek beim damaligen Innenminis­ter, Herbert Kickl, für die Einbindung von Klaus-Dieter Fritsche in den Umbau des Verfassung­sschutzes geworben habe.

Julian H. vor Auslieferu­ng

Die SPD-Finanzpoli­tikerin Cansel Kiziltepe erklärte nach dem geheimen Teil der Befragung, H. habe tiefen Einblick in die Verstricku­ngen des WirecardMa­nagements mit der FPÖ und der ÖVP gegeben. Sie plädierte dafür, die geplante Auslieferu­ng des 40-Jährigen zu überdenken. Ein Gericht entschied kürzlich, dass eine Auslieferu­ng zulässig sei. Es gehe dabei nicht um die Fertigung der Aufzeichnu­ngen, sondern um mögliche Erpressung im Zusammenha­ng mit dem Video sowie mutmaßlich­e Drogenstra­ftaten. (red.)

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