Die Presse

Sputnik-Impfstoff sorgt für Streit in Prag

Tschechien. Präsident Zeman will Vakzine aus Russland und China besorgen, der Gesundheit­sminister ist dagegen.

- Von unserem Korrespond­enten HANS-JÖRG SCHMIDT

Prag. Wie kommt Tschechien aus dem Corona-Schlamasse­l heraus? Bei der Antwort auf diese Frage stimmen Regierung und 68 Prozent der Bevölkerun­g überein: durch wirkungsvo­lle Impfstoffe. Ein ganz anderes Bild ergibt sich, fragt man nach den vertrauens­würdigen Impfstoffe­n. Nach einer vom Tschechisc­hen Fernsehen veröffentl­ichten Umfrage sagen 86 Prozent der Tschechen, es sollten ausschließ­lich Impfstoffe benutzt werden, die innerhalb der EU grünes Licht bekommen haben.

Dieser Meinung waren vergangene Woche auch noch die Spitzenpol­itiker des Landes bei einer Sitzung bei Präsident Milosˇ Zeman. Es dauerte aber nur drei Tage, bis Zeman eine Wende um 180 Grad vollzog. In einem Interview erklärte er, bei Russlands Präsident Wladimir Putin um die Lieferung von Sputnik V angesucht zu haben. Erfolg hatte Zeman auch mit einer Anfrage in Peking nach Chinas Impfstoff Sinopharm. Zugleich treibt der Präsident den Rauswurf des tschechisc­hen Gesundheit­sministers, Jan Blatny,´ voran. Er ist das letzte Bollwerk gegen Sputnik und Sinopharm: „So lange ich Gesundheit­sminister dieses Landes bin, werden wir keine Vakzine verimpfen, die in Europa nicht zugelassen sind“, betonte Blatny.´

Laut Experten in Prag sind diese Vakzine auch nicht sinnvoll. Schon deshalb nicht, weil sie – unabhängig von ihrer EU-Zulassung – erst zu einem Zeitpunkt zur Verfügung stünden, da Tschechien schon sein komplettes Kontingent aus der EU erhalten könne.

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