Die Presse

Würfeln mit Herrn Rubik

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Vor Kurzem hat bei uns etwas Einzug gehalten, das ich seit Jahren, ja, Jahrzehnte­n nicht mehr in der Hand hatte: Ein Rubiks Würfel. Ja, die gibt es noch immer, und allerlei Hersteller haben sich zig Varianten dieses Knobelwürf­els ausgedacht: Es gibt ihn in dreieckig (dann ist er natürlich kein Würfel mehr) und rund (dann auch nicht), einer ist sogar batteriebe­trieben (wofür auch immer). Erhältlich ist auch eine leichtere Version mit nur je vier Feldern pro Würfel-Seite.

Letztere hätte man mir vielleicht als Kind schenken sollen. Jetzt war ich in manchen Bereichen extrem ausdauernd – wie etwa beim Spielen von „Tricotroni­cs“(diesen Gameboy-Vorgängern). Bei der Lösung logischer Aufgaben aber eher nicht so. Die Rubik-Momente meines Lebens sind daher auf der Frustratio­nsskala eher weiter oben abgespeich­ert. Ich erinnere mich noch, dass ich, da sich die kleinen Quadrate nicht zu den gleichfarb­igen gesellen wollten, versucht habe, die Pickerl herunterzu­kletzeln (kennt man das Wort außerhalb der Steiermark?) und farblich passend wieder aufzuklebe­n. Das könnte man, wenn man positiv denkt, als eine gewisse Problemlös­ungskompet­enz verbuchen, de facto war es natürlich geschummel­t und funktionie­rt hat es auch nicht, weil man den bunten Quadraten ihren Zwangsumzu­g angesehen hat.

Die Rubik-Misserfolg­s-Stories der Mutter gefallen dem Kind fast genauso gut wie der Würfel selbst, der uns momentan überallhin begleitet. Ständig höre ich neben mir das „Ratsch, ratsch“, wenn die Würfelteil­e hin- und hergedreht werden. Dass die Kinder von heute den Würfel nicht wütend ins Eck pfeffern, mag auch daran liegen, dass sie, wenn sie nicht mehr weiterkomm­en, auf YouTube Hilfe finden. Weshalb das Kind, während es dreht, wendet und Farben sortiert, Sätze wie „Forward, up, back, down, up, up“murmelt. Dieses Muster hinter dem großen Rubik-Ganzen hab ich natürlich nie erkannt. Dafür habe ich als Kind auf meinen Tricotroni­cs Tausende Fallschirm­springer in meinem Boot aufgefange­n oder Donkey Kong hundertfac­h aus seinem Käfig befreit. Das ist bitte auch nicht nichts.

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