Ob grün oder nicht: Energie wird teurer werden
Der Abschied von den Fossilen hat seinen Preis. Netzausbau, Förderungen und CO2-Preis werden die Kosten treiben.
Wien. Die Geldschwemme der Notenbanken ist nicht an allem Schuld. Wenn Österreichs Haushalte in den kommenden Jahren spürbar höhere Energierechnungen begleichen müssen, hat die lockere Geldpolitik von EZB und Fed damit herzlich wenig zu tun. Kommen wird der Preisschub dennoch. Aber warum?
Schließlich war doch etwa Erdöl eben noch so billig zu haben wie seit Jahren nicht, und auch die Strom- und Gaspreise blieben in der Pandemie überraschend niedrig. Doch die Energiekosten allein bedeuten wenig. Es sind vielmehr die politischen Nebengeräusche der geplanten Energiewende, die sich bei den Rechnungen bemerkbar machen werden. Ganz egal, ob die Konsumenten nun fossile oder erneuerbare Energieträger nutzen.
Denn um den Ausstieg aus Öl und Gas bis Mitte des Jahrhunderts überhaupt stemmen zu können, müssen diese klimaschädlichen Brennstoffe deutlich unattraktiver – sprich teurer – werden.
Rund um den Globus tüfteln Ökonomen daher an Wegen, wie sie dem Treibhausgas CO2 ein Preisschild verpassen können. Ob das letztlich über eine Steuer oder über eine Ausweitung des Emissionshandels passiert, ist im Grund egal. Das Ergebnis bleibt dasselbe: Benzin, Diesel, Kohle, Öl und Gas werden schrittweise, aber beständig teurer. Es gibt zwar Alternativen, wie etwa synthetisches Gas, doch diese sind derzeit noch so kostspielig, dass sie gar nicht erst konkurrenzfähig sind.
Versteckte Preistreiber
Doch immerhin werde es in einigen Jahren genug Wind- und Solarstrom zum Nulltarif geben, versprechen die Antreiber der Energiewende. Tatsächlich wird Europa an heißen Sommertagen bald Unmengen an überschüssigem Strom produzieren. Derartige Ausreißer gibt es schon heute. Wer dann Strom an der Börse kauft, wird dafür mitunter sogar bezahlt. Doch sobald die Tage kürzer und finsterer werden, geht diese Rechnung nicht mehr auf. Was Wind und Sonne im Sommer im Überfluss bereitstellen, fehlt im Winter. Der Traum vom Gratisstrom wird sich auf absehbare Zeit nicht erfüllen.
Für die steigenden Kosten sind aber ohnedies andere Komponenten wichtiger. Schon heute macht der reine Energiepreis etwa nur 36 Prozent der Stromrechnung aus. Der Rest entfällt auf Steuern, Gebühren und Förderbeiträge. Sie sind die eigentlichen Treiber der Energiekosten. Die E-Control veranschaulicht das anhand eines durchschnittlichen Haushalts mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden (kWh). Aktuell müsste dieser Haushalt dafür rund 797 Euro ausgeben. Das sind um 3,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Am heftigsten schlug die Teuerung bei Steuern und Abgaben zu, sie stiegen um elf Prozent, Netzkosten um zwei Prozent. Reine Energie wurde hingegen nur um 0,7 Prozent teurer. Auch die jährliche Ökostromumlage klettert 2021 von 93 auf 111 Euro. Den größten Anteil der Ökostromkosten stemmen private Haushalte. Obwohl sie nur ein Viertel der Elektrizität verbrauchen, bezahlen sie 40 Prozent der Förderungen.
Teurer Umbau der Netze
Steigen werden aber auch die Kosten für die Verteilung der Energie. Erste Vorboten sind bereits da: Die Netzentgelte für Strom und Gas werden heuer im Schnitt um 4,4 Prozent teurer. Gründe dafür sind einerseits der Ausbau der Leitungen und andererseits die notwendigen Eingriffe zur Stabilisierung des Stromnetzes. An zwei von drei Tagen musste der heimische Übertragungsnetzbetreiber APG im Vorjahr aktiv in den Strommarkt eingreifen – also etwa eigens Gaskraftwerke anwerfen lassen –, um die Stromversorgung sicherzustellen. Die Kosten dafür lagen bei 134 Millionen Euro. Die geplanten Investitionen in die Netze belaufen sich auf 18 Milliarden Euro.
Diese Summen werden über die Netzgebühren auf die Stromkunden umgewälzt. Im Gasnetz ist es ähnlich. Einen Ausweg gibt es nur für jene, die es sich leisten können, auszusteigen, also die Gastherme einzumotten und Solarstrom auf dem eigenen Dach zu erzeugen. In diesem Fall fallen nicht nur die Strom- und Gaskosten, sondern auch ein Teil der Netzgebühren weg. Das Problem haben alle anderen: Die Netzkosten werden auch bei einem hohen Selbstversorgungsgrad mit Ökostrom nicht drastisch sinken. Doch es werden weniger Nutzer da sein, um sich diese Kosten zu teilen.