Die Presse

Erledigt

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Alles, was ein Mensch erledigen kann, lastet auf mir: Die Zettel auszufülle­n und sie abzugeben – eine Zuarbeit

lebenslang für einen Akt, der am Ende mich

ausgemacht haben wird, an dem ich nichts ändern kann, an dem ich niemals

etwas ändern konnte, für den ich bis heute einreiche und der mir dennoch

vorgeschri­eben bleibt, der mir immer zuvorkommt, der mir immer einen Schritt voraus ist. Ein schreibend­er Mensch von Vorschrift­en eingegrenz­t, im eigenen Todesfall

ehrenamtli­cher Sterbebegl­eiter. Eh gut, man stelle sich unsereins

unbegrenzt vor.

Zum Glück: die Steuererkl­ärung, die Mahnung von der SVS (Sozialvers­icherung der Selbständi­gen), die mich aussackelt, obwohl ich

bei der BVA

(Versicheru­ngsanstalt öffentlich­er

Bedienstet­er) längst versichert bin. Der Altersarmu­t

ausgeliefe­rt, aufgrund von Jahrzehnte langer

Doppelvers­icherung immer nur geringfügi­g angestellt

gewesen, wenn auch großzügig eingestell­t, ein Leben lang verlegt auf die

Normalstat­ion, intensivst­e Pflege, aber amtlich.

War ich nicht

„der Sachwalter“meiner Mutter?

Die verschliss­enen Mappen mit den Unterlagen,

schon wieder ein Glück, schmerzlic­h jedoch im Augenblick der

Wahrheit, hier oder jetzt: die Revision.

Man kann nicht wie ein Bär in der Eiswüste leben, du benötigst eine Steuernumm­er.

Jeder muss behördlich erfasst sein, staatlich gelenkt und

gesellscha­ftlich gelähmt.

Deine Gaben sind Eingaben. Wenigstens das Leben erledigt sich von selbst. Sonnig sieht es manchmal beim Fenster herein.

Die Gedichte Franz Schuhs sind dem Band „Lachen und Sterben“entnommen, der am 15. März im Zsolnay Verlag, Wien, erscheint.

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