Vor den Vorhang, meine Damen!
Frauen. Geahnt haben es wohl alle, nun belegt es eine Studie: Corona bremst Frauenkarrieren aus. Dagegen lässt sich einiges tun.
Es sind unschöne Zahlen, die Deloitte in seiner „Weltfrauentagsumfrage 2021“aufbereitet. 626 österreichische Führungskräfte und Mitarbeiter beiderlei Geschlechts berichten von einem Karriererückschlag, den Frauen im Jahr der Pandemie erleben mussten. Führungskräfte sahen die Aufstiegschancen für Frauen siebenmal öfter schwinden als für Männer (14 zu sieben Prozent), Mitarbeiter befürchteten das neunmal häufiger (27 zu drei Prozent).
Der Blick auf den Lohnzettel bestätigt das. Weibliche Führungskräfte klagen fast doppelt so oft wie männliche über schrumpfende Boni (27 zu 15 Prozent) und viermal so oft, bei einer Beförderung übergangen worden zu sein (16 zu vier Prozent).
Die Gründe wurden natürlich auch abgefragt. Alle Beteiligten nannten Mehrfachbelastung und Betreuungspflichten, von Kleinkindbespaßen bis Home-Schooling. Das mag oft zutreffen, aber eben nicht überall. Einerseits fielen auch Singlefrauen karrieretechnisch zurück, andererseits übernahmen auch Väter ihren Teil der Verantwortung – und rutschten deshalb nicht die Leiter hinab. Woran also liegt der Rückschritt und vor allem: Was können Frauen dagegen tun?
Brüll lauter
Karriere- und Leadership-Counselor Susanna Wieseneder nimmt sofort die Führungskräfte in die Pflicht. Jetzt, in den hybriden Zeiten zwischen den Lockdowns, müssten sie darauf achten, dass die Kollegen im Büro genauso sichtbar sind wie jene daheim: „Sie müssen in ihre Führungsarbeit beide Räume integrieren und massiv bespielen.“Was zwar mehr Organisationsaufwand bedeute, aber auch Spaß machen könne. Wieseneder berichtet von einer Managerin, die bei jeder Rauchpause wechselnde Home-Office-Kolleginnen via Facetime dazuholt. Für Nichtraucher: Es funktioniert auch mit Smoothiepausen.
Doch es wäre zu leicht, alles auf die Führungskraft abzuwälzen. Man muss schon selbst etwas beitragen, um sichtbar zu bleiben. Wieseneder nennt es „die alten Mechanismen der Selbstinzenierung“, anders gesagt: „Brüll lauter!“Etwa Ergebnisse stolz im Confcall präsentieren statt sie dem Chef spätnachts still in die Mailbox zu schieben. Oder, ganz schlimm: „Im Teams-Meeting die Kamera abschalten, weil man zerrupft und im Schlabberlook dasitzt und unsichtbar bleiben will: Viele unterschätzen, wie wichtig Visibilität ist.“
Dresscode und Verhalten bleiben dieselben wie seinerzeit im Unternehmen: „Ich muss auch mit drei Kindern signalisieren, dass ich businessfähig bin.“Und nicht die Nerven verlieren, wenn die drei auf der Mama herumkraxeln: „Wenn ich meine Kinder souverän im Zaum halten kann, zweifelt auch keiner an meiner Souveränität im Job.“
Positioniere dich
Profiling-Expertin Ina Sabitzer bringt Unternehmen und Führungskräften bei, ihr Profil nach innen und außen zu schärfen. Sie geht das Thema strategisch an. In vier Schritten: „Zuerst mein Charakter: Was sind meine Stärken, mein USP, was kann ich gut? Darüber machen sich selbst CEOs nach einigen Jahren keine Gedanken mehr.“Zweitens die Rolle: Wofür stehe ich, wie sehe ich mich, wie sehen mich die anderen? Und wie sollen sie mich sehen? Je näher Charakter und Rolle einander sind, desto stimmiger ist das Bild. Drittens: Welche Themen will ich besetzen? Die müssen selbstverständlich im Einklang mit denen des Unternehmens sein. Bei diesen Themen heißt es, bei jeder Gelegenheit aufzuzeigen.
Viertens: Was sind meine Botschaften, die diese Themen zum Leben erwecken? Die müssen gut vorbereitet sein. Verbales und Körpersprache müssen im Einklang stehen. Besonders bei längst fälligen Gehaltsgesprächen: „Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich mit der inneren Haltung ,Das schaffe ich nie‘ oder ,Ich weiß, dass ich es schaffe, und ich weiß auch wie‘ in ein Gehaltsgespräch gehe. Man sieht es sofort an der Körpersprache.“
Sabitzers Strategie hat nur einen kleinen Haken: Sie vorzubereiten kostet Zeit. Und die hat gerade nicht jeder.