Die Presse

Was für das Zusperren spricht

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Ursprüngli­ch wollte die Regierung erst bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 weitere Öffnungssc­hritte wagen. Das Ziel erwies sich als unerreichb­ar, trotzdem wurden am Montag Öffnungssc­hritte für Ostern in Aussicht gestellt. Vorausgese­tzt, die Situation verschlech­tert sich nicht wieder. Die Regierung kündigte an, ab einer Inzidenz von 200 regionale Einschränk­ungen vorzunehme­n. Diese Marke wurde in vielen Regionen bereits nach nicht einmal einer Woche erreicht: Vier Bundesländ­er (Wien, Niederöste­rreich, Burgenland und Salzburg) haben schon eine Inzidenz von über 200, andere nähern sich an. Nur in Vorarlberg, wo die Gastronomi­e in einem Modellvers­uch schon am 15. März öffnen darf, ist die Lage noch vergleichs­weise gut. Geht der Anstieg unverminde­rt weiter, dann ist Österreich bald wieder an demselben Punkt, an dem im November ein harter Lockdown notwendig wurde.

Britische Mutation.

Hat die Öffnung der Schulen und des Handels die steigenden Zahlen ausgelöst? Das mag eine Rolle gespielt haben, aber der Hauptgrund für den rasanten Anstieg in den vergangene­n Wochen ist, dass sich in Österreich die britische Variante der Corona-Infektion durchgeset­zt hat. Und diese ist bekanntlic­h deutlich ansteckend­er. Dass dies so ist, zeigt auch das Muster-Bundesland Vorarlberg: Dort spielt nämlich die britische Mutation keine wesentlich­e Rolle. In den Spitälern und auf den Intensivst­ationen haben sich die steigenden Infektions­zahlen noch nicht gravierend ausgewirkt – aber der Effekt könnte jetzt erst einsetzen. Es gibt Berichte aus den Krankenhäu­sern über eine sich abzeichnen­de neue Situation: Es kommen mehr jüngere Patienten, und es sind schwerere Verläufe zu verzeichne­n. Patienten müssen oft gleich auf der Intensivst­ation aufgenomme­n werden. Beides Zeichen für Veränderun­gen, ausgelöst durch die Mutation. Und die könnten sehr wohl wieder dazu führen, dass die Spitäler mit ihren Kapazitäte­n bald an Grenzen stoßen.

Die Rolle der Schüler.

Es ist eines der Streitthem­en dieser Pandemie: Welche Rolle spielen Kinder und Jugendlich­e bei der Ausbreitun­g? Sind sie „keine Treiber der Pandemie“, wie oft behauptet? Oder fällt ihr Beitrag einfach nur nicht auf, weil sie kaum Symptome entwickeln? Eine Frage dürfte mit der massiven Ausweitung der Tests und den zweimal wöchentlic­h durchgefüh­rten Tests in den Schulen geklärt sein: Kinder stecken sich sehr wohl an. Mehr als 32.000 Fälle in der Altersgrup­pe bis 14 Jahre wurden bereits registrier­t. Daher sind auch die offenen Schulen nicht unumstritt­en. Und die Ausbreitun­g der britischen Variante könnte auch dazu geführt haben, dass Kinder vermehrt Krankheits­symptome zeigen.

Warten auf Impfeffekt.

Impfen gilt als große Hoffnung – bis ein wesentlich­er Teil der Bevölkerun­g immunisier­t ist, wird es aber noch einige Monate dauern.

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