Auf der nächsten Stufe der Karriereleiter
Fußball. EM-Qualifikation mit dem Nationalteam, mit Bayern München auf Titelkurs: Für Sarah Zadrazil ist der „Schritt nach oben“mit dem Wechsel im Sommer voll aufgegangen. Wie Corona zum Erfolgsrezept beim Klub beigetragen hat.
Wien. Mit gewaltigem Selbstvertrauen ist Sarah Zadrazil zum Trainingslager des Nationalteams in Bad Tatzmannsdorf angereist. Gemeinsam mit ÖFB-Kollegin Carina Wenninger dominiert die Salzburgerin heuer mit Bayern München die deutsche Bundesliga: 17 Spiele in Folge sind sie schon ungeschlagen. Das jüngste Halbfinal-Aus im DFB-Pokal gegen Wolfsburg vermag die Bilanz nur etwas zu trüben, denn auch in der Champions League ist Bayern mit dem Halbfinale gegen Chelsea voll dabei.
Mit dem Nationalteam hat Zadrazil heuer ebenfalls schon gefeiert: Ende Februar wurde die Qualifikation für die EM-Endrunde 2022 in England amtlich. „Das wird ein absolutes Highlight. Noch ist ein Jahr Zeit, aber es gilt, jeden Lehrgang zu nützen“, sagt die 28-Jährige, die sich gern an das Sommermärchen 2017 erinnert. „Dass wir ein zweites Mal in Folge dabei sind, spricht für uns als Team.“Viel wird von der Auslosung (Termin noch offen) abhängen, unterschätzen werde Österreich aber niemand mehr. Umso wichtiger sind Erfahrungen gegen Topnationen wie Frankreich (0:0, 0:3) oder jüngst gegen Schweden (1:6). Am Sonntag (20.30 Uhr, live, ORF Sport+) wartet im Test gegen EM-Starter Finnland die nächste gute Defensive. „Wir müssen mehr Chancen kreieren und Tore schießen als in den letzten Spielen“, so die Bayern-Legionärin.
Wohlfühlfaktor mit Bonus
Zadrazil ist in München in ihrer ersten Saison nach dem Wechsel von Turbine Potsdam schnell zur unumstrittenen Stammkraft aufgestiegen. „Wir waren von Anfang an eine extreme Einheit, auf und neben dem Platz“, erklärt die 28-Jährige das Erfolgsgeheimnis. Nach vier Jahren bei Potsdam wollte sie in ihrer Karriere „noch ein Schritt nach oben“machen, Corona hat ihr und anderen Sommer-Neuzugängen die Eingewöhnung sogar erleichtert. „Man verbringt noch mehr Zeit mit den Teamkolleginnen, weil man sich in dieser Bubble ohne schlechtes Gewissen treffen kann.“Auch in der bayerischen Landeshauptstadt hat sie sich gut eingelebt, den „absoluten Bonus“, die Nähe zur Salzburger Heimat, kann sie ob der Pandemie aber noch nicht voll auskosten.
Mit Athletik, Zweikampfstärke und Übersicht ist Zadrazil eine Schaltstelle, im Klub interpretiert sie ihre Rolle allerdings als „Sechser vor der Abwehr“und damit defensiver als im ÖFB-Trikot. „Eine coole Abwechslung. In München räume ich ab und fühle mich sehr wohl. Im Nationalteam haben wir andere Spielertypen, da kreiere ich mehr Chancen“, erklärt der Rechtsfuß aus St. Gilgen.
Dass mit Bayern, Wolfsburg und Hoffenheim drei aus dem Männerfußball bekannte Namen die Liga anführen, überrascht Zadrazil nicht. „Potsdam kann stolz auf seine Rolle sein, aber Bayern hat ganz andere Möglichkeiten.“Womit sie die Saison lieber krönen würde: Allererster Meistertitel der Karriere inklusive Nachwuchs oder Champions-League-Pokal? „Die Champions League ist die höchste Auszeichnung, die Meisterschaft würdigt die Konstanz in einer sehr starken Liga. Wenn ich es mir wünschen kann, natürlich beides.“