Die Presse

Natürlich soll die Politik der Industrie helfen

Allerdings nicht mit Subvention­en oder einem staatliche­n Investment.

- VON JAKOB ZIRM jakob.zirm@diepresse.com

Was

wird aus dem MANWerk in Steyr? Diese Frage wird nach der Ablehnung des Angebots von Siegfried Wolf heftig diskutiert. Neben viel Kritik – wahlweise an MAN oder am Betriebsra­t des Steyr-Werkes – gibt es vor allem Rufe nach einer Hilfe der Politik. Und ja, die Politik könnte der Industrie helfen. Allerdings nicht so, wie es nun von manchen gefordert wird.

Was ist der Grund für MAN, die Produktion nach Polen zu verlagern? Es ist nicht das Fehlen von Subvention­en oder der Wunsch nach einem staatliche­n TeilInvest­ment. Sondern es sind die Lohnkosten, die in Polen nach wie vor nur ein Drittel des heimischen Niveaus ausmachen.

Natürlich fordert niemand, dass oberösterr­eichische Arbeiter nun für polnische Nettolöhne arbeiten sollen. Für einen Arbeitgebe­r ist das, was ein Arbeiter überwiesen erhält, aber nur ein Teil der Kosten. Bleiben wir in Oberösterr­eich: Dort beträgt der durchschni­ttliche Bruttolohn für Mitarbeite­r in der Industrie laut Eurostat 57.000 Euro im Jahr. Inklusive Abgaben muss der Arbeitgebe­r jedoch 74.000 Euro zahlen, damit der Arbeiter 37.000 Euro netto erhält. Eine Abgabenlas­t von 50 Prozent.

Hierzuland­e befinden sich Industriea­rbeiter auf einem Abgabenniv­eau, das laut Sonntagsre­den für Großverdie­ner gedacht ist. Die Gründe dafür – fehlende Reformen auf der Ausgabense­ite, kalte Progressio­n und Schieflage im Steuersyst­em auf der Einnahmens­eite – sind seit Langem bekannt. Es wäre Zeit, dass sich die Politik hier an ihre Arbeit macht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria