„Keine Alternative zu Schließung“
MAN-Werk. Für den VW-Aufsichtsratschef gibt aus aus Sicht des Konzerns keine weitere Verhandlungsgrundlage für eine Weiterführung des Standorts in Steyr.
Wien. Tag eins nach dem klaren Nein der Belegschaft des MANWerkes in Steyr zum Übernahmeangebot des Industriellen Siegfried Wolf: Während Sozialpartner und Landespolitiker auf weitere Verhandlungen „hoffen“und unisono davon ausgehen, dass das letzte Wort in der Causa noch nicht gesprochen ist, sorgt VolkswagenAufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch am Rande einer Videokonferenz für klare Worte: „In der Konsequenz dieses Ergebnisses muss MAN die Schließungspläne für das Werk wieder aufnehmen, weil wir außer diesem Angebot des Investors Wolf keine Alternative vorliegen haben, die es lohnt weiterzuverhandeln“, sagte er.
Der MAN-Konzern ist bekanntlich Teil des VW-Imperiums. Das Unternehmen hat kein Interesse, den Produktionsort samt Know-how und Infrastruktur einem Konkurrenten anzubieten. Mit Wolf dürfte es diesbezüglich eine Vereinbarung gegeben haben. Nicht zuletzt deshalb waren wohl 64 Prozent der Belegschaft gegen sein Übernahmeangebot. Sie witterten darin lediglich eine Finte des VW-Konzerns, Jobabbau und Lohnsenkungen quasi über die Bande mithilfe von Siegfried Wolf zu erwirken. Immerhin sitzt Wolf auch im Aufsichtsrat der Porsche Automobil Holding SE, der Mehrheitseigentümerin von VW.
Auch der Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr äußerte sich zur Abstimmung. „Da muss man sich fragen, ob die Mitarbeiter von
MAN die gesamtwirtschaftliche Sicht eingenommen haben“, sagte er. Felbermayr ist Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel und wurde vor wenigen Tagen als designierter Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) präsentiert. Seine Linie, was politische Interventionen betrifft, ist eindeutig: „Ich sehe auch nicht, wie die Politik hier helfen kann“, bedauerte er. Was die Politik tun könne, sei zu fragen, was sie nun für den Standort generell tun könne, was die Gründe für den Rückzug von MAN seien. „Jetzt zu sagen: ,Die Politik hat den goldenen Schlüssel‘ – das ist nicht der Fall“, sagte Felbermayr.
Für die Region sei das Werk von MAN in Steyr „natürlich sehr wichtig“. „Daran hängen nicht nur Tausende Arbeitsplätze, sondern inklusive der Zulieferstruktur rundherum eine Wirtschaftsleistung von einer Milliarde Euro“, sagte Felbermayr.
In die gleiche Kerbe schlägt auch der Chef des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), Herwig Schneider. Er hebt vor, dass vor allem die Region SteyrLand massiv von einer Schließung des Werkes betroffen wäre. Denn sehr viele Zulieferbetriebe kommen aus der Region. Die enge Vernetzung des Industriestandorts Oberösterreich bringe viele Vorteile, in diesem Fall seien aber die Wertschöpfungsverluste enorm. Neben der Kfz-Branche seien vor allem auch die lokale Bauwirtschaft und der Großhandel betroffen. Auch auf den regionalen Immobilienmarkt wirke sich das Aus eines Leitbetriebes negativ aus.
Laut Berechnungen des Linzer Ökonomen Friedrich Schneider sind nicht nur 2300 Jobs bei MAN gefährdet, sondern weitere 6000 Jobs indirekt betroffen. (APA/red.)