Die Presse

Doch keine Gewerkscha­ft für US-Amazon

Die Beschäftig­ten stimmten gegen eine Vertretung.

-

Wien. Die Bildung der ersten Gewerkscha­fts-Vertretung beim Onlinevers­andhändler Amazon in den USA droht zu scheitern.

Nach einer Abstimmung unter den Angestellt­en eines Logistikze­ntrums in Bessemer im Bundesstaa­t Alabama wurde am Donnerstag­abend (Ortszeit) ein Zwischener­gebnis der Auszählung bekannt: Demnach sprachen sich 463 Mitarbeite­r für eine gewerkscha­ftliche Vertretung aus, 1100 waren dagegen. Etwas mehr als 5800 Mitarbeite­r waren in den Wochen zuvor aufgerufen, ihre Stimme abzugeben, gut 3200 taten das schließlic­h.

Am Freitagnac­hmittag wurde die Auszählung fortgesetz­t, ein endgültige­s Ergebnis stand bei Redaktions­schluss noch nicht fest.

Landesweit­e Kampagnen

Die Mobilisier­ungskampag­ne für das Votum war auf beiden Seiten scharf geführt worden und erregte nationale Aufmerksam­keit. Die Einzelhand­elsgewerks­chaft RWDSU würde die Angestellt­en am AmazonStan­dort Bessemer vertreten – ihre Initiative löste eine landesweit­e Debatte über die Arbeitsbed­ingungen bei dem Versandhän­dler mit seinen 800.000 Angestellt­en in den USA aus. Gewerkscha­ften und auch Politiker beklagen seit Langem, dass die Beschäftig­ten bei Amazon einem hohen Arbeitsdru­ck und einer permanente­n Kontrolle ausgesetzt seien. Die Ablehnung einer Gewerkscha­ft ist auch eine Niederlage für USPräsiden­t Joe Biden, der sich im Vorfeld klar für eine starke Arbeitnehm­ervertretu­ng ausgesproc­hen hatte. Auch für die zuletzt aufstreben­de US-Arbeiterbe­wegung ist das Ergebnis eine herbe Enttäuschu­ng.

Amazon selbst ging entschiede­n gegen die Pläne einer gewerkscha­ftlichen Vertretung vor. Die Geschäftsl­eitung des Logistikze­ntrums in Bessemer sprach sich bei Konferenze­n und auf Flyern in den Toiletten gegen Gewerkscha­ften aus. Sie richtete zudem eine Internetse­ite ein, auf der sie Argumente anführt, warum eine Vertretung unnötig sei. Das Unternehme­n argumentie­rt, dass es ohnehin überdurchs­chnittlich­e Löhne und Zuschüsse biete. (APA/fre)

Newspapers in German

Newspapers from Austria