Die Presse

Firmen verlassen sich immer weniger auf Impfplan

Eigeniniti­ativen. Nachdem bekannt wurde, dass der Kranherste­ller Palfinger Dutzende Führungskr­äfte in Serbien impfen ließ, kursieren immer mehr Gerüchte über Alleingäng­e von Unternehme­n.

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Wien. Von Impf-Trips der Geschäftsf­ührer nach Dubai und Saudiarabi­en bis hin zu Betriebsau­sflügen nach Serbien. Immer öfter kursieren Meldungen, wonach heimische Unternehme­n sich nicht weiter auf die Impfstrate­gie des Staates verlassen wollen. Besonders stark exportorie­ntierte Konzerne müssen ihre Mitarbeite­r wieder ins Flugzeug setzen können, müssen Dienstreis­en gewährleis­ten, ohne die Schlüsselk­räfte dann wochenlang in Quarantäne zu schicken.

Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass der Salzburger Kranherste­ller Palfinger 40 Schlüsselk­räfte in Serbien impfen ließ. „Wir verlieren mittlerwei­le Aufträge, die sich über die nächsten drei bis fünf

Jahre erstrecken, weil unsere Mitarbeite­r nicht vor Ort sein können“, begründete Palfinger-CEO Andreas Klauser am Donnerstag in den „Salzburger Nachrichte­n“den Schritt. Internatio­nale Konkurrent­en hätten längst geimpft.

„Wir haben daher selbst rund 40 Mitarbeite­r, die dringend internatio­nal unterwegs sein müssen, im Ausland impfen lassen“, sagte Klauser – und zwar mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer und AstraZenec­a. Gelungen sei das mit „engen Kooperatio­nspartnern“. Der ursprüngli­che Plan des Unternehme­ns, selbst Impfstoff nach Österreich einzuführe­n, sei nicht geglückt.

Der Palfinger-Chef hofft nun auf einen Vorstoß der Industriel­lenvereini­gung (IV), zumindest für die zentralen Kräfte eine Vorreihung im österreich­ischen Impfplan zu erreichen. Um rund 250 Mitarbeite­r gehe es beim Kranbauer mit 11.000 Mitarbeite­rn und weltweit 35 Werken. „Wir machen das nicht zum Spaß. Wir müssen unsere Mitarbeite­r schützen und im Geschäft bleiben.“

Alle Schlupflöc­her nützen

Salzburgs IV-Präsident, Peter Unterkofle­r, zeigt Verständni­s für das Vorgehen von Palfinger und meint: „Wir können es uns nicht leisten, auf den Weltmärkte­n abgehängt zu werden.“

Immer öfter versuchen Unternehme­n für ihre wichtigste­n Mitarbeite­r einen früheren Impftermin zu erwirken. Teilweise geschieht dies – ähnlich wie bei Palfinger – mithilfe von ausländisc­hen Geschäftsp­artnern.

Aber auch Klein- und Mittelbetr­iebe suchen systematis­ch nach Möglichkei­ten, ihre Belegschaf­t zu immunisier­en. So werden etwa Mitarbeite­r daran erinnert, dass sie sich früher impfen lassen können, wenn es in ihrem familiären Umfeld Schwangere oder Hochrisiko­patienten gibt.

„Es wird nicht kontrollie­rt, ob es tatsächlic­h regelmäßig­en Kontakt gibt“, erzählt eine Mitarbeite­rin eines Wiener Unternehme­ns. Sie wurde geimpft, obwohl sie ihre schwangere Schwägerin seit vielen Monaten nicht mehr getroffen hat. (APA/red.)

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