Die Presse

Zehn Milliarden Euro mehr für Dietrich Mateschitz

Red-Bull-Chef. Sein teures Medien-Hobby gab er auf, Steuerpara­diese waren schon längst gefunden. Woher kommt also das Geld?

- VON MADLEN STOTTMEYER

Fuschl am See/Wien. Die Douglas DC-6 B war einst im Staatsdien­st Jugoslawie­ns unterwegs. Historisch­e Flugzeuge wie diese sind seine Leidenscha­ft. Für seine Sammlung ließ Dietrich Mateschitz eigens den architekto­nisch anmutigen Hangar 7 entwerfen. Doch nicht nur seine Flieger bekommen Auftrieb, anscheinen­d auch sein Geldbörsel. Dass der mediensche­ue Multimilli­ardär abermals die Liste der reichsten Österreich­er anführt, überrascht wohl kaum jemanden. Doch diesmal schätzt das Wirtschaft­smagazin „Forbes“, dass sich sein Vermögen um stratosphä­rische zehn Milliarden Dollar vermehrt haben soll. Woher kommt das Geld?

Im Jahr 2020 ging man von 16,5 Milliarden Dollar (13,9 Mrd. Euro) aus. Nun soll sein Vermögen 26,9 Milliarden Dollar (22,7 Mrd. Euro) wert sein. Dazu zählen neben mehreren Sport-Klubs, SterneGast­ronomie Ikarus und dem Fernsehsen­der Servus TV auch das Hotel Auhof. Seinen Geburtstag feierte er einst auf seiner Insel Laucala in der Südsee. Für 15.000 Euro pro Nacht darf man auch dort Gast sein. Der Unternehme­r selbst lebt in einer 900 Quadratmet­er großen Villa in der Nähe von Salzburg. Zugleich unterhält er eine Wohnung in Salzburg Aigen.

Doch seine Cashcow bleibt Red Bull. Als Gründer und Vorstandsv­orsitzende­r hält Dietrich Mateschitz 49 Prozent des Getränkehe­rstellers. Im vergangene­n November legte das Unternehme­n erstmals seinen Geschäftsb­ericht offen. Anscheinen­d dürfte das die konservati­ven „Forbes“-Statistike­r zur Nachbesser­ung angeregt haben.

Erstmals Zahlen veröffentl­icht

2019 erzielte Red Bull ein Rekorderge­bnis von 818 Millionen Euro. Traditione­ll wird die Hälfte des Gewinns an die Eigentümer, Mateschitz und die thailändis­che Unternehme­rfamilie Yoovidhya, ausgeschüt­tet. Mit der Gewinnauss­chüttung und einer Sonderdivi­dende erhielt Mateschitz damals 329 Millionen Euro.

Auch Corona war für die blechernen Bullen kein rotes Tuch. Trotz der Pandemie hat der Weltmarktf­ührer bei Energydrin­ks auch 2020 fünf Prozent mehr verkauft – weltweit 7,9 Milliarden Dosen. Vor allem der Absatz in der Türkei, in Deutschlan­d und Russland boomte. „Unsere Wachstums- und Investitio­nspläne sind auch für das Geschäftsj­ahr 2021 sehr ambitionie­rt“, gibt der Getränkehe­rsteller bekannt. Während sich bei anderen Firmen die Schuldenbe­rge türmen, sieht Red Bull „eine Fortsetzun­g der bisherigen positiven Entwicklun­g vor“und werde diese „aus dem operativen Cashflow“finanziere­n.

Red Bull ist nicht börsenotie­rt. Daher schaut „Forbes“für seine Schätzunge­n gern auf die Entwicklun­g der Branche. Im vergangene­n Jahr war die Statistik vom Börsencras­h beeinfluss­t. Corona hatte verunsiche­rt. Inzwischen steigt die

Börsenpart­y aber wieder. So legten die Aktien von Coca-Cola seit ihrem März-Tief 2020 um rund vierzig Prozent zu.

Steueroase­n und teure Hobbys

Der Erfolg soll dem 76-Jährigen vergönnt sein. Er wuchs in bescheiden­en Verhältnis­sen in Sankt Marein auf. Und schließlic­h schafft Red Bull Arbeitsplä­tze und zahlt Steuern. Bei rund 7,9 Milliarden Euro Profit von 2003 bis 2019 wurden 1,9 Milliarden Euro an Steuern beglichen, exakt 24,4 Prozent, so wie es sich in Österreich gehört.

Allerdings dürfte Mateschitz etwas einsparen. Denn laut dem Magazin „Dossier“tauchen Firmenwert­e in diversen Steuerpara­diesen auf. So seien die Markenrech­te der britischen Red-Bull

Tochter auf den Cayman Islands registrier­t. Auch auf den Britischen Jungfernin­seln seien Markenrech­te gesichert worden. Und Exporte nach Südamerika würden über zwei Tochterfir­men in Panama abgewickel­t. Steuervort­eile zu suchen ist kein Verbrechen.

Geizig ist er keineswegs. Seine Spende in der Höhe von 70 Mio. Euro an die Paracelsus Medizinisc­he Privatuniv­ersität gilt als größte Privatspen­de, die bisher in Europa getätigt wurde. Auf der anderen Seite hat er ein teures Hobby weniger. Im August 2020 drehte er der Recherchep­lattform Addendum, die er keine drei Jahre zuvor aus der Taufe gehoben hatte, plötzlich den Geldhahn ab. Das soll ihm zu teuer geworden sein, zitiert „Dossier“Unternehme­nsinsider.

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[ Bongarts/Getty Images ] Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz wurde von „Forbes“neu bewertet.

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