Wenn Experten rechnen
Der IWF musste das Ergebnis einer Studie korrigieren.
Rechnen ist ja nicht jedermanns Sache. Gerade an Prozentzahlen scheitern viele. Aber man würde glauben, dass Finanzexperten recht firm in Mathematik sind – auch dank der Unterstützung von Computern.
Wenn also Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) die heimischen Coronahilfen als „das größte Hilfspaket innerhalb der EU“bezeichnet und der Internationale Währungsfonds (IWF) dagegen in einer Studie feststellt, dass Österreich bei den Hilfen nur im Mittelfeld liegt, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder übertreibt es jemand massiv mit der politischen Propaganda – oder jemand hat sich verrechnet.
Zumindest in diesem Fall ist Blümel völlig frei von jeder Schuld. Die Studie des IWF, in der Österreich nur geringe Hilfszahlungen und Aufwendungen in der Coronakrise bescheinigt wurden und über die viele Medien groß berichteten, stellt sich einen Tag nach der Veröffentlichung als Fehler heraus (in der „Presse“fand man übrigens keinen Bericht, weil uns die Studie in Kenntnis früherer Ergebnisse nicht schlüssig erschien). Der IWF musste am Freitag korrigieren, Österreich liege bei den Coronahilfen unter den 27 EU-Ländern nicht auf Platz 15 – sondern auf Platz zwei. Ein gar nicht so kleiner Unterschied.
Statt Unterstützungen im Ausmaß von nur 5,9 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) sind es nach den korrigierten Zahlen des IWF 11,7 Prozent oder 50,2 Milliarden Dollar. Nur Griechenland gewährt innerhalb der EU noch mehr Hilfe (13,7 Prozent des BIPs).
Wie können sich die Experten des IWF derart verrechnen, deren Studien Auswirkungen auf Finanzmärkte und Ratings haben? Man habe, erklärte der IWF, ursprünglich nur die Hilfen für 2020 berücksichtigt. Erst nach einem Hinweis aus dem Finanzministerium habe man, wie bei allen anderen Staaten, auch die Maßnahmen bis 2022 miteinbezogen.
Bevor jetzt aber heimische Beamte spotten: Das Finanzministerium hat schon einmal in einem Abänderungsantrag zum Budgetvoranschlag sechs Nullen vergessen . . .