Reisekonzern TUI braucht mehr Geld
Der Veranstalter will den Kapitalmarkt anzapfen, die Aktie rutscht ab.
Hannover. Der Reisekonzern TUI will sich nach seiner Rettung durch den Staat in der Coronakrise noch mehr Geld von Anlegern besorgen. Das Unternehmen wolle bei Investoren eine Wandelanleihe im Umfang von rund 350 Mio. Euro platzieren, teilte TUI am Freitag mit. Möglicherweise werde das Volumen auf 400 Mio. erhöht. An der Börse kam die Nachricht schlecht an: Der Kurs der TUI-Aktie sackte kurz nach Handelsstart um rund sechs Prozent ab.
Branchenexpertin Rebecca Lane vom Analysehaus Jefferies wertet den Schritt des Konzerns als sehr kurzfristig und unzureichend. Die Wandelanleihe sichere TUI zusätzliche Zahlungsfähigkeit für nur gut einen zusätzlichen Monat. Insgesamt dürfte das Geld des Konzerns damit noch etwa sechs Monate reichen, schätzt sie – wenn man Rückerstattungsansprüche von Kunden ausklammert. Lane schreibt der TUI-Aktie weiterhin ein Kursziel von nur einem Euro zu, das ist weniger als ein Viertel des derzeitigen Börsenkurses.
Bereits Milliardenhilfen
Nach Angaben von TUI wollen Vorstand und Aufsichtsrat mit der Wandelanleihe die Liquidität des Konzerns erhöhen, weil die Coronakrise mit internationalen Reisebeschränkungen weiter anhält. Später wolle der Konzern das Geld zur Rückzahlung anderer Verbindlichkeiten einsetzen.
Die Wandelanleihe soll bis 16. April 2028 laufen und zu einer Prämie zwischen 25 und 30 Prozent in neue Aktien des TUI-Konzerns gewandelt werden können. Die Verzinsung soll bei 4,5 bis fünf Prozent liegen.
Der Einbruch der Reisenachfrage seit Beginn der Coronapandemie vor gut einem Jahr hatte TUI im Vorjahr in Existenznot gebracht. Der Staat und private Kapitalgeber retteten den Konzern mit Finanzspritzen. Vor einer zusätzlichen Kapitalerhöhung um 500 Mio. Euro, die im Jänner erfolgte, summierte sich die Unterstützung aus drei Rettungspaketen mit Darlehen, Garantien, Anleihen und Vermögenseinlagen bereits auf 4,8 Mrd. Euro. Zudem darf der deutsche Bund bis zu ein Viertel der TUI-Anteile übernehmen. Die Wiederbelebung des Reisegeschäfts zieht sich derzeit hin. (ag)