Wassersparen? Möglichkeiten im Überfluss
Nachhaltiges Bad. Das Bewusstsein für die wichtige Ressource Wasser wächst – und damit das Angebot an sparsamen Armaturen. Was man bei Erwerb und Benutzung beachten sollte.
Wer sich mit Zahlen rund ums Wasser beschäftigt, dem schwirrt bald der Kopf: Rund 200 Mal am Tag dreht eine vierköpfige Familie den Wasserhahn auf. Wer beim Zähneputzen das Wasser nicht abstellt, verbraucht pro Woche bis zu 420 Liter nur dafür. Ein Vollbad kommt auf bis zu 200 Liter. Ein schwindelerregender Luxus, den sich Österreich – ganz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – leisten kann. Nichtsdestotrotz ist in den letzten Jahren das individuelle Bewusstsein für die kostbare Ressource deutlich gestiegen. Und parallel dazu die Nachfrage nach Armaturen, die den sparsamen Umgang damit unterstützen.
Wasser mit Luft „verdünnen“
Die einfachste und meist günstigste Variante Wasser zu sparen, ist der Durchflussbegrenzer oder Perlator. Es handelt sich dabei um einen Aufsatz auf die Armatur selbst, der dem Wasser Luft beimengt und dadurch die Wassermenge reduziert: „Spezielle Strahlregler senken die Durchflussmengen komfortabel auf bis zu zwei Liter pro Minute“, meint Ursula Lavric, Marketing Managerin bei Hansa. Der subjektive Eindruck ändert sich dadurch nicht. Solche Begrenzer können auch nachträglich angebracht werden, bei modernen Geräten sind sie bereits vorinstalliert. Einzig bei Niederdruckarmaturen ist ein solcher Aufsatz nicht möglich, da ein Überlauf gegeben sein muss. Berührungslose Armaturen, die mittels Sensor das Wasser nur dann laufen lassen, wenn es gebraucht wird, reduzieren zusätzlich den Verbrauch.
Sowohl bei Duschköpfen als auch bei Handarmaturen bieten diverse Hersteller die Möglichkeit, Begrenzungen variabel zu nutzen. Je nach Modell kann bei Grohe beispielsweise über eine Eco Taste der Begrenzer zugeschaltet oder über einen Strahldimmer die Wassermenge graduell reduziert werden. „Den Blick auf die eigenen Gewohnheiten schärfen, um sie anschließend zu hinterfragen und sinnvoll zu ändern“, wolle man bei Hansa mit einer neuen digitalen Handbrause, erklärt Lavric und erklärt das Prinzip: Nicht nur zeigt die Brause den Wasser- und Energieverbrauch auf einem Display auf der Rückseite des Duschkopfs an. Auf der Vorderseite ist außerdem ein farbiger LED-Balken sichtbar, der sich mit zunehmendem Verbrauch während des Duschens von grün über gelb bis hin zu rot verfärbt. So kann man dem eigenen schlechten Gewissen unter der Dusche beim Wachsen zusehen. Die Stromversorgung der digitalen Handbrause erfolge übrigens über den Wasserfluss mit einer im Griff eingebauten Turbine – ganz ohne Batterien.
Heißwasser (sinn)voll nutzen
Je höher die Wassertemperatur, desto höher auch der Energieaufwand, um es zu erhitzen. Und davon haben wir nicht einmal immer etwas: Dreht man beim Händewaschen den Mischer in der mittleren Position auf, wird Wasser erhitzt – doch bis die Temperatur erreicht ist, sind wir mitunter schon fertig. Diverse Hersteller bieten deshalb Einhandmischer an, bei denen erst ab der Mitte, also beim Drehen nach links, Wasser erhitzt wird. Alternativ kann man den Mischer natürlich auch einfach nach rechts gedreht lassen. Auch beim Duschen gilt: Je schneller man die gewünschte Temperatur erreicht und je genauer sie gehalten werden kann, desto weniger Energie wird verbraucht. Hier kommen Thermostate ins Spiel, mithilfe derer die Temperatur fix eingestellt bleibt und nicht mehr nachjustiert werden muss. Je nach Modell können die Einstellungen der Benutzer hinsichtlich Temperatur, Strahlart oder Wasserverbrauch auch gespeichert werden.
Produktion, Material, Recycling
„Sanitärarmaturen werden im allgemeinen aus Messing gegossen. Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink und lässt sich zu 100 Prozent recyceln“, erläutert Oliver Anker, Geschäftsführer bei Schmiedl Armaturen und empfiehlt, beim Kauf auf den Materialmix zu achten: je mehr Messing, desto besser wiederverwertbar. „Kunststoffe oder Ähnliches verwenden wir nur, wo es sich nicht vermeiden lässt, etwa bei elastischen Dichtungen.“Deutlich im Luxussegment angesiedelt, begann Grohe 2019 Armaturen aus dem 3-D-Drucker anzubieten – so wird nur so viel Material verbraucht, wie letztendlich in der Armatur landet. Und auch wenn die Neuheit mit stolzen 12.000 Euro für die wenigsten eine Option sein wird – vor Qualität sollte man nicht zurückscheuen. Hochwertige Armaturen mit langer Lebensdauer sind letztendlich eine Sparmaßnahme.