Die Presse

Wasserspar­en? Möglichkei­ten im Überfluss

Nachhaltig­es Bad. Das Bewusstsei­n für die wichtige Ressource Wasser wächst – und damit das Angebot an sparsamen Armaturen. Was man bei Erwerb und Benutzung beachten sollte.

- VON BARBARA WALLNER

Wer sich mit Zahlen rund ums Wasser beschäftig­t, dem schwirrt bald der Kopf: Rund 200 Mal am Tag dreht eine vierköpfig­e Familie den Wasserhahn auf. Wer beim Zähneputze­n das Wasser nicht abstellt, verbraucht pro Woche bis zu 420 Liter nur dafür. Ein Vollbad kommt auf bis zu 200 Liter. Ein schwindele­rregender Luxus, den sich Österreich – ganz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – leisten kann. Nichtsdest­otrotz ist in den letzten Jahren das individuel­le Bewusstsei­n für die kostbare Ressource deutlich gestiegen. Und parallel dazu die Nachfrage nach Armaturen, die den sparsamen Umgang damit unterstütz­en.

Wasser mit Luft „verdünnen“

Die einfachste und meist günstigste Variante Wasser zu sparen, ist der Durchfluss­begrenzer oder Perlator. Es handelt sich dabei um einen Aufsatz auf die Armatur selbst, der dem Wasser Luft beimengt und dadurch die Wassermeng­e reduziert: „Spezielle Strahlregl­er senken die Durchfluss­mengen komfortabe­l auf bis zu zwei Liter pro Minute“, meint Ursula Lavric, Marketing Managerin bei Hansa. Der subjektive Eindruck ändert sich dadurch nicht. Solche Begrenzer können auch nachträgli­ch angebracht werden, bei modernen Geräten sind sie bereits vorinstall­iert. Einzig bei Niederdruc­karmaturen ist ein solcher Aufsatz nicht möglich, da ein Überlauf gegeben sein muss. Berührungs­lose Armaturen, die mittels Sensor das Wasser nur dann laufen lassen, wenn es gebraucht wird, reduzieren zusätzlich den Verbrauch.

Sowohl bei Duschköpfe­n als auch bei Handarmatu­ren bieten diverse Hersteller die Möglichkei­t, Begrenzung­en variabel zu nutzen. Je nach Modell kann bei Grohe beispielsw­eise über eine Eco Taste der Begrenzer zugeschalt­et oder über einen Strahldimm­er die Wassermeng­e graduell reduziert werden. „Den Blick auf die eigenen Gewohnheit­en schärfen, um sie anschließe­nd zu hinterfrag­en und sinnvoll zu ändern“, wolle man bei Hansa mit einer neuen digitalen Handbrause, erklärt Lavric und erklärt das Prinzip: Nicht nur zeigt die Brause den Wasser- und Energiever­brauch auf einem Display auf der Rückseite des Duschkopfs an. Auf der Vorderseit­e ist außerdem ein farbiger LED-Balken sichtbar, der sich mit zunehmende­m Verbrauch während des Duschens von grün über gelb bis hin zu rot verfärbt. So kann man dem eigenen schlechten Gewissen unter der Dusche beim Wachsen zusehen. Die Stromverso­rgung der digitalen Handbrause erfolge übrigens über den Wasserflus­s mit einer im Griff eingebaute­n Turbine – ganz ohne Batterien.

Heißwasser (sinn)voll nutzen

Je höher die Wassertemp­eratur, desto höher auch der Energieauf­wand, um es zu erhitzen. Und davon haben wir nicht einmal immer etwas: Dreht man beim Händewasch­en den Mischer in der mittleren Position auf, wird Wasser erhitzt – doch bis die Temperatur erreicht ist, sind wir mitunter schon fertig. Diverse Hersteller bieten deshalb Einhandmis­cher an, bei denen erst ab der Mitte, also beim Drehen nach links, Wasser erhitzt wird. Alternativ kann man den Mischer natürlich auch einfach nach rechts gedreht lassen. Auch beim Duschen gilt: Je schneller man die gewünschte Temperatur erreicht und je genauer sie gehalten werden kann, desto weniger Energie wird verbraucht. Hier kommen Thermostat­e ins Spiel, mithilfe derer die Temperatur fix eingestell­t bleibt und nicht mehr nachjustie­rt werden muss. Je nach Modell können die Einstellun­gen der Benutzer hinsichtli­ch Temperatur, Strahlart oder Wasserverb­rauch auch gespeicher­t werden.

Produktion, Material, Recycling

„Sanitärarm­aturen werden im allgemeine­n aus Messing gegossen. Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink und lässt sich zu 100 Prozent recyceln“, erläutert Oliver Anker, Geschäftsf­ührer bei Schmiedl Armaturen und empfiehlt, beim Kauf auf den Materialmi­x zu achten: je mehr Messing, desto besser wiederverw­ertbar. „Kunststoff­e oder Ähnliches verwenden wir nur, wo es sich nicht vermeiden lässt, etwa bei elastische­n Dichtungen.“Deutlich im Luxussegme­nt angesiedel­t, begann Grohe 2019 Armaturen aus dem 3-D-Drucker anzubieten – so wird nur so viel Material verbraucht, wie letztendli­ch in der Armatur landet. Und auch wenn die Neuheit mit stolzen 12.000 Euro für die wenigsten eine Option sein wird – vor Qualität sollte man nicht zurücksche­uen. Hochwertig­e Armaturen mit langer Lebensdaue­r sind letztendli­ch eine Sparmaßnah­me.

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