Die Presse

„Tokio-Spiele sind für alle ein Signal der Hoffnung“

ÖOC-Präsident Karl Stoß ist von Olympia in Japan überzeugt. Er sieht Hürden, aber auch ein Ziel mit Impfungen und Medaillen.

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trieren“seien durchaus wertvoll, das Trainingsp­ensum insgesamt allerdings eine „extreme Beanspruch­ung“. Nicht umsonst gibt es mit dem Japaner Tomoa Narasaki nur einen Athleten, der in allen drei Diszipline­n gewinnt.

Es bleibt ein Arrangemen­t auf Zeit, denn Tokio wird Schuberts letzter Speedauftr­itt sein. Für Paris 2024 firmiert es als eigener Bewerb im Olympiapro­gramm, womit sich das ÖKV-Ass ganz auf seine Stärken in der Kombinatio­n aus Vorstieg und Bouldern konzentrie­ren wird. Denn Wettkampfm­üdigkeit verspürt der Routinier keine. „Es ist immer noch das gleiche extrem geile Feeling.“

Mentale Gratwander­ung

All seine Erfahrung hat Schubert auch bei der mentalen Gratwander­ung des vergangene­n Jahres geholfen. Zum einen die langen Zweifel, ob Olympia überhaupt stattfinde­n wird. „Schwierig und nervig. Darüber darf man als Athlet nicht zu viel nachdenken.“Zum anderen, die Rolle als vermeintli­cher Medailleng­arant, über die er sich sehr wohl Gedanken gemacht hat. „Es geht immer darum, welchen Druck man sich selbst macht“, erklärt der Heeresspor­tler. „Es ist der wichtigste Bewerb meiner Karriere, und da möchte ich abliefern. Alles hat man nicht in der Hand, aber das Wichtigste ist, dass man alles getan hat, um die Chance zu maximieren.“

Der Wettkampf in der Halle ist für Schubert eine höchst fasziniere­nde, aber längst nicht die einzige Facette seines Sports. Die Zeit am freien Felsen genießt er als Ausgleich. „Da geht es nicht nur um ganz schwierige Routen, sondern um die Zeit mit Freunden in der freien Natur.“Ganz lässt ihn der Ehrgeiz allerdings auch dort nicht los. So gelang ihm im November 2019 die Begehung der Route 9b+ „Perfecto Mundo“in Spanien. „Da ist man so nah am Limit, dass man optimieren muss, um es zu schaffen. Und etwas perfekt zu machen, ist immer geil“, erklärt er den Reiz, sich mit besonderen Routen am Fels gewisserma­ßen zu verewigen. Als erster Kletteroly­mpiasieger der Geschichte täte er das auch.

Wien. Umfragen mit 70 Prozent Ablehnung der Bevölkerun­g und den in Tokio steigenden Coronazahl­en zum Trotz: Japans Regierung, OK, das Internatio­nale Olympische Komitee und damit alle Mitglieder wie das ÖOC halten am Plan fest, dass die Sommerspie­le heuer am 23. Juli in Tokio beginnen werden. Eine erneute Verschiebu­ng wird ausgeschlo­ssen, es gebe nur noch zwei Varianten, sagte ÖOC-Präsident Karl Stoß am Mittwoch in Wien. „Durchführu­ng oder Absage. Aber ich bin mir sicher, dass diese Spiele für uns alle ein Signal der Hoffnung sein werden.“

Daher laufen alle Pläne, die das ÖOC geschmiede­t habe für dieses Event, auch mit dem 100-Tage-Countdown hochtourig weiter. Allerdings, es gibt auch Verzicht: Es wird in Tokio kein Österreich-Haus geben. Zu viele Maßnahmen, keine internatio­nalen Gäste, Stoß versprach ein „digitales Ö-Haus“. Eine Storno-Klausel verhindert­e finanziell­en Schaden.

Warten auf den Pieks

Mit 70 Athleten rechnet Stoß, 40 haben das Limit längst erbracht. Und allen wolle man eine Impfung „anbieten“, versichert­e er. Die Zusage von Sportminis­ter Werner Kogler habe man und ohne sich vordrängen zu wollen, eine Impfung sei für diesen Auftritt unerlässli­ch. Dass es der Impfstoff von Johnson&Johnson sein soll, trübt allerdings die Erwartungs­haltung. Er wird nach Komplikati­onen derzeit in Österreich nicht verimpft.

Diese Sommerspie­le werden von Restriktio­nen und strengen Regeln (Maskenpfli­cht, „Blase“, Abstand) begleitet. Für Sportler wäre es dennoch ein „immens wichtiger Augenblick“, so Stoß. Und, sie verschicke­n doch ein Signal: „Nach harten Entbehrung­en und langem Warten geht es endlich weiter.“Wer weiß, vielleicht gibt es ja mit Medaillen auch etwas zu feiern – mit Abstand. (fin)

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