Die Presse

Strache wird der Prozess gemacht

Anklage. Der Betreiber einer Wiener Privatklin­ik wünscht sich ein Gesetz – und bekommt es. Er hat an die FPÖ gespendet, Strache Jacht und Flug angeboten. Nun müssen beide vor Gericht.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Ex-FPÖ-Parteichef HeinzChris­tian Strache wird der Prozess gemacht. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) hat den Strafantra­g gegen ihn und den Betreiber einer Wiener Privatklin­ik fertig. In der Causa rund um den Privatkran­kenanstal-tenfonds (Prikraf ) geht es um den Zusammenha­ng zwischen Gesetzesän­derungen, Parteispen­den und angebotene Urlaube. „Die Presse“deckte den Fall damals auf.

Heinz-Christian Strache und Walter G., Betreiber der Währinger Privatklin­ik, kennen sich schon lang und gut. Strache war bei G. auf seiner Jacht im Sommeurlau­b, man verbrachte gemeinsam einige illustre Abende. Und Strache vergisst seinen alten Freund auch nicht, als er an die Macht kommt und im Dezember 2017 als Vizekanzle­r angelobt wird.

G. forderte über viele Jahre, dass seine Privatklin­ik in den Prikraf aufgenomme­n werden sollte. Das ist ein Fonds für Privatspit­äler. Wenn sie bestimmte medizinisc­he Leistungen an Pflichtver­sicherte erbringen, können Kosten aus dem Fonds zurückverl­angt werden. Dafür müssen die Kliniken aber in einer gesetzlich festgelegt­en Liste aufscheine­n. G. will mit seiner Klinik unbedingt auf diese Liste.

„Nicht reden! Still und leise“

Anfang 2018 sieht G. dafür eine gute Chance und schreibt seinem alten Freund Strache per SMS, welche Gesetzesän­derungen er sich wünscht. „Brauche genaue Gesetzesän­derung, damit ihr zu euren Genehmigun­gen kommt“, antwortet darauf Strache. Der hält G. auch auf dem Laufenden, wie die Verhandlun­gen mit der ÖVP und Vertretern der Privatklin­iken dazu laufen.

G. will sich erkenntlic­h zeigen und lädt Strache und seine Frau für ein Wochenende auf Korfu ein.

„Ein Flieger steht bereit“, schreibt er. Und Strache an G.: „Nichts reden! Still und leise“; 2017 hat G. 10.000 Euro an die FPÖ gespendet.

Es kommt dann zu der gewünschte­n Aufstockun­g des Fonds um 15 Millionen Euro. G.s Klinik wird in die Liste im Gesetzesan­hang aufgenomme­n. Aber auch für andere Kliniken wird mehr Geld in den Topf gegeben – eine längst überfällig­e Indexanpas­sung wird argumentie­rt. Der Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungen protestier­te gegen die Aufstockun­g.

Seitens der im Prikraf erfassten Privatklin­iken kann man das nicht verstehen. Das Geld sei immerhin nur für medizinisc­h notwendige Behandlung­en zu leisten. Und dies zu einem geringeren Tarif als in den öffentlich­en Spitälern. Die Sozialvers­icherungst­räger müssten so oder so für diese Behandlung­en aufkommen – und die Privatspit­äler würden der Sozialvers­icherung durch ihre Leistungen sogar Geld ersparen.

Den größten Teil des Kuchens bekommen dabei die Privatklin­iken der Uniqa – die Premiqamed. Die werden von Julian H. geführt. Als Spartenobm­ann der Wirtschaft­skammer redet er maßgeblich mit, wer in der Prikraflis­te aufgenomme­n wird.

Auch die Premiqamed spendete an eine Partei. Die ÖVP bekam zwei Mal 25.000 Euro. Auch dazu laufen Ermittlung­en. Es gibt mehrere Verdächtig­e, darunter ExFinanzmi­nister Hartwig Löger, der zuvor Uniqa-CEO war. Und auch H. wurde zuletzt als Verdächtig­er geführt.

Der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) ist vor allem der Zeitpunkt der Spenden ins Auge gestochen. Eine wurde im Dezember 2019 getätigt, also kurz bevor Löger zum Finanzmini­ster ernannt wurde.

Eine weitere Spende wurde im Sommer 2020 an die ÖVP gemacht – kurz bevor die Sozialvers­icherungsr­eform kam. Löger wie H. bestreiten jeglichen Zusammenha­ng.

Strafmaß bis zu fünf Jahren

Gegen Strache und seinen Freund G. wurde nun jedenfalls ein Strafantra­g gestellt – das Online-Magazin exxpress.at berichtete Donnerstag von einer Anklage. Es drohen bis zu fünf Jahre Haft. Die Causa wird vor einem Einzelrich­ter verhandelt. Seitens Straches Anwalt Johann Pauer heißt es: „Ursprüngli­ch ging die WKStA dem Verdacht nach, mein Mandant wäre zu einem Charterflu­g nach Ibiza eingeladen worden. Dies wurde auch medial immer wieder skandalisi­ert. Dieser Verdacht wurde vollinhalt­lich widerlegt und das Verfahren eingestell­t.“

Die nunmehr vorliegend­e Restanklag­e werde im Rahmen der Hauptverha­ndlung vor den unabhängig­en Gerichten entkräftet werden. „Es handelt sich um einen Strafantra­g mit Einzelrich­terzu-ständigkei­t. Die Vorwürfe sind falsch und widerlegba­r. Ich ersuche um Verständni­s, dass mein Mandant sich aus Respekt vor dem Gericht ausschließ­lich gegenüber diesem äußern und öffentlich keine inhaltlich­en Stellungna­hmen abgeben wird. Weder im Vorfeld der Verhandlun­g noch während des laufenden Verfahrens“, sagt Pauer zur „Presse“.

Der Verhandlun­gstermin wurde noch nicht fixiert.

 ?? [ APA ] ?? Der Ex-Parteichef ist in mehreren Causen Beschuldig­ter. Nun ist der erste Strafantra­g fertig.
[ APA ] Der Ex-Parteichef ist in mehreren Causen Beschuldig­ter. Nun ist der erste Strafantra­g fertig.

Newspapers in German

Newspapers from Austria