Corona gefährdet Integrationserfolge
Umfrage. Das Sicherheitsgefühl in Österreich hat sich verschlechtert, Corona erschwert die Integration, und öffentliche Plätze sind im Zusammenleben konfliktreich.
wien. „Es ist ein Seismograf, wie die Menschen in Österreich die Integration wahrnehmen.“Mit diesen Worten präsentierte Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) am Donnerstag den aktuellen Integrationsmonitor. Er ist eine seit 2015 regelmäßig durchgeführte Umfrage des Integrationsfonds zu Integrationsthemen, dem Zusammenleben in Österreich und den Sorgen der Bevölkerung.
Bevor die Daten präsentiert wurden, ließ Raab mit einer Aussage aufhorchen: Nachdem die persönlichen Kontakte eingeschränkt sind, erschwert das naturgemäß den Kontakt von Migranten mit der Mehrheitsgesellschaft. Deshalb erklärte die Ministerin, Corona erschwere die Integration – man erreiche die Migranten nicht mehr so gut. Das betrifft vor allem Deutschkurse. Zwar wurde versucht, Deutschkurse online abzuhalten, diese seien aber kein Ersatz, so Raab, die Integrations- und Wertekurse ausbauen will. Das Ergebnis des Integrationsmonitors:
DAs Sicherheitsgefühl
„Das (persönliche, Anm.) Sicherheitsgefühl ist signifikant gesunken“, erklärte Meinungsforscher Peter Hajek, der die repräsentative
Befragung im Februar durchgeführt hatte (befragt wurden 1000 österreichische Staatsbürger, telefonisch und online).
Im vorigen August fanden 62 Prozent der Befragten, dass das persönliche Sicherheitsgefühl gleich geblieben ist. Nun waren es nur noch 54 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl jener, die eine Verschlechterung orten, von 30 auf 39 Prozent. Auslöser für diese Verschlechterung könnte der Terroranschlag vom 2. November in Wien gewesen sein, meint Hajek.
Die Sorgen
Die meisten Sorgen bereiten den Österreichern die wirtschaftliche Lage (68 Prozent), der Anstieg der Coronafälle (67 Prozent) und die Klimaerwärmung (63 Prozent). Auf Platz sechs folgen Sorgen im Zusammenhang mit der Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern (55 Prozent), auf Platz acht Sorgen über die Verbreitung des politischen Islam (53 Prozent). Dazu merkte Hajek an: Die Sorgen bezüglich Flüchtlingen/Zuwanderung würde bei der regelmäßigen Umfrage stabil in diesem Bereich liegen – also seit Jahren zu den größten Sorgen der Österreicher zählen.
Das Zusammenleben
51 Prozent der Befragten bewerten das Zusammenleben mit Zuwanderern als „schlecht“oder „eher schlecht“. Das Zusammenleben mit Flüchtlingen bewerten 59 Prozent als (eher) schlecht. Die gleichen Werte werden dem Zusammenleben von Muslimen und Nichtmuslimen in Österreich ausgestellt.
Was in der Befragung auffällt: Wer Kontakt zu Migranten habe, beurteile das Zusammenleben „exorbitant“besser als jene ohne Kontakt, erklärte Hajek: „Habe ich zu den Menschen ein Gesicht, habe ich Austausch und Kontakt, dann habe ich eine signifikant bessere Einstellung.“Wenn Migranten als anonyme Gruppe wahrgenommen werden, verstärke das die Sorge, so Hajek.
Bei der Arbeit und in Geschäften funktioniert das Zusammenleben laut Befragung sehr gut (nur 23 Prozent verneinen das). Auf Straßen und Plätzen des öffentlichen Raums dagegen klappt es laut den Befragten weniger gut (59 Prozent verneinen dort ein gutes Zusammenleben).
Die Probleme
Wo liegen die Probleme im Zusammenleben mit Zuwanderern und Flüchtlingen? 58 Prozent der Befragten orten diese Probleme in kulturellen und sprachlichen Unterschieden. Letzteres betrifft in der Praxis mangelnde oder fehlende Deutschkenntnisse. Danach wird die Einstellung gegenüber Frauen (53 Prozent) als Problem empfunden, sowie die Integrationsbereitschaft (51 Prozent). Nur zwei Prozent orten keine Probleme im Zusammenleben.
Die Parallelgesellschaften
Gibt es in Österreich Parallelgesellschaften? 73 Prozent bejahen die Frage, nur acht Prozent verneinen.
Wahrgenommen wird das vor allem auf Straßen und Plätzen im öffentlichen Raum (78 Prozent), am geringsten wird eine Parallelgesellschaft mit 33 Prozent bei der Arbeit wahrgenommen.