Die schnellste „Ameise“der Welt
Nach neunmonatiger Pause und drei Operationen steigt Honda-Star Marc M´arquez in Portim˜ao wieder in die WM ein. Kehrt der Champion zu alter Stärke zurück?
Portimao.˜ Rennfahrer lieben es für gewöhnlich schnell. Auch konnte es dem Spanier Marc Marquez´ in den vergangenen neun Monaten viel zu oft nicht schnell genug gehen, damit er wieder auf sein Honda-Motorrad steigen und mit irren Schräglagen Kurven regelrecht schneiden kann. Doch der Moto GP-Star musste sich in Geduld üben, der 28-Jährige musste lernen zu warten. Denn der Oberarmbruch, den er sich vor einem Jahr in Jerez zugezogen hatte, war komplizierter als es Fans und er selbst wahrhaben wollten. Und die Heilung verlief nicht so, wie man es sich erhofft hatte.
Dreimal wurde der achtmalige Champion operiert, die letzte OP in Madrid dauert gar acht Stunden lang. Schrauben, Titanplatte, dazu wurde Knochengewebe aus der Hüfte transplantiert. Zurück blieb eine lange Narbe auf dem rechten Arm. Und jetzt ist auch die Zeit des Leidens vorbei. Der Superstar erhielt grünes Licht von den Ärzten.
An diesem Wochenende bestreitet er sein erstes Rennen und beim GP von Portimao˜ rollt er direkt ins Scheinwerferlicht. Dass die
Erwartungen immens hoch sind, ist jedem bewusst. Marquez´ nimmt es locker. Denn er hat ja gelernt, was Warten wirklich bedeuten kann.
Der Seriensieger
Dass die Versuchung groß war, wider die Vernunft und ärztliche Ratschläge schon beim Saisonstart in Katar vor drei Wochen wieder auf das Bike zu steigen, verhehlte er nicht. Mar-´ quez hat in seiner Zwangspause allerdings auch gelernt, anderen zuzuhören und ihre Meinung zu akzeptieren. Und nicht wenige finden darin auch den Ansatz, dass der Spanier, den sie im Fahrerfeld die „Ameise von Cervera“rufen, stärker denn je ausrollen wird. „Ich habe mich darauf fokussiert, auf meine Ärzte zu hören und meinen Körper zu verstehen, damit ich das wieder tun kann, was ich liebe.“
Marquez´ feierte in 206 Rennstarts 82 Siege. Er war Weltmeister in der 125-cm2-Klasse (2010) und der Moto2 (2012). 2013, 2014, 2016, 2017, 2018, 2019 war er Weltmeister der Moto GP. 2019 gewann der Honda-Fahrer von 19 Läufen zwölf. Sechsmal war er Zweiter und damit ist seine Rolle schnell erklärt. 2020 war es ohne ihn ein ganz anderes Bild: neun verschiedene Fahrer siegten in, der Pandemie wegen, nur 14 GP. Dem Spanier Joan Mir (Suzuki) reichte ein Sieg zum Titel.
Wird es also der gleiche angriffslustige und abseits der Strecke um keinen schrillen Auftritt verlegene Marquez´ sein? Einer, der zwar Motorrad fahren kann wie kein anderer, aber womöglich nach dem schweren Sturz doch eine Grenze vor Augen geführt bekam? Nimmt er Kurven behutsamer unter die Räder?
Stärker und erfolgreicher
Die Szene wähnt ihn gestärkt, vor allem spricht man aus Erfahrung. 2011 verlor er nach einem Schlag gegen den Kopf zwischenzeitlich das Sehvermögen. 2010 hatte er sich schon einmal den Arm gebrochen. Er kam stets zurück, stärker, robuster – und mental sattelfester.
Seiner Rückkehr fiebern nicht nur die Fans, sondern vor allem auch das Repsol-Honda-Team entgegen. Ohne den Seriensieger schauten gar nur zwei Podestplätze durch Marcs jüngeren Bruder Alex Marquez´ heraus. Nun wird sich zeigen, was im Werks-Bike der Japaner wirklich steckt. Nach dem ersten Training auf dem Circuit an der Algarve-Küste wird man heute mehr wissen. (fin)
Ich habe auf meine Ärzte gehört, um meinen Körper zu verstehen. Damit ich das wieder tun kann, was ich liebe.
Marc Marquez´