Die Presse

Die Kuppeln von Paros leuchten mitten in Wien

Himmelblau ist das neue Schwarz. In vielen Sprachen übrigens.

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Wenn

ich nicht nach Griechenla­nd komme, kommt Griechenla­nd eben zu mir. Kulinarisc­h ist es bereits hier, aber es gibt noch viel zu tun. Ich brauche ein Griechenla­nd-Blau, sage ich zu dem freundlich­en Farbenexpe­rten, der das Projekt per Gassenverk­auf möglich macht. Das gesuchte Blau heißt übrigens RAL Classic 5015 Himmelblau und ist ein Topf voller Glück. Auch in den anderen angegebene­n Sprachen bleibt der Himmel in dieser Farbe: Sky blue, Bleu ciel, Blu cielo, Azul celeste, Hemelsblau­w.

Wie bei allem, was man zum ersten Mal ohne rechte Anleitung macht, weiß man danach, während man Terpentinö­l in verklebte Haarsträhn­en einmassier­t, dass es Raum zur Verbesseru­ng gibt. Gut, dass man sonst so gesund lebt (theoretisc­h), so lässt sich der Geruch von frischer Farbe und Lösungsmit­tel unbeschwer­t genießen. Das Blau war jedenfalls die beste Idee seit Langem und bleibt auch auf der Haut noch lang haften.

Sobald die Sonne scheint, gehen Fenster der Häuser gegenüber auf. In einem sitzt ein Mädchen und spielt Gitarre, mehr ein Hingucker als Ohrenschma­us, im Fenster darüber sitzt eine Katze, und durch ein weiteres sieht man einen Mann telefonier­end auf und ab gehen. Wie ein großer Setzkasten sieht das aus. Setzkasten? Das hatten doch nur jene Mitschüler, die auch Bettelarmb­änder hatten, und wo das gute Porzellan bis heute ungebrauch­t im Biedermeie­rkasten liegt. Der Besuch, der das volle Service wert gewesen wäre, kam eben nie. Aber gut, es zu haben.

Vielleicht ist es weniger ein Setzkasten, das Haus gegenüber, mehr ein Adventkale­nder mit lauter Überraschu­ngen. Nur hat jemand die 24 schon aufgemacht und die Schokolade gefladert, und im Nikolaus vom vergangene­n Jahr am Regal ist leider der Wurm drin.

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