Zukunftsprofil für historisches Zentrum
Mit einem Altstadtimpulsprogramm will Innsbruck das historische Areal noch stärker als multifunktionalen Lebens-, Wirtschafts- und Aktionsmittelpunkt positionieren.
Veränderung statt Stillstand – unter diesem Motto will sich die Stadt Innsbruck stetig weiterentwickeln. Schließlich wandeln sich die Lebenswelten, besonders im Zentrum der Landeshauptstadt. Fast alle Innenstädte in Österreich spüren die Auswirkungen der veränderten Lebens-, Mobilitäts- und Konsumgewohnheiten der Bevölkerung und befinden sich aktuell in einem Transformationsprozess. Ausgehend von den enormen Flächenentwicklungen im Einzelhandel der letzten Jahrzehnte, die überwiegend „auf der grünen Wiese“stattfanden, sowie den enormen Zuwächsen im Onlinehandel, bilden die strukturellen Anforderungen an attraktive, belebte Innenstädte neue Herausforderungen.
Strategie-Entwicklung
Um den neuen Rahmenbedingungen gerecht zu werden und vor allem die Altstadt von Innsbruck noch stärker als Erlebnisraum zu positionieren, hat die Innsbruck Marketing GmbH nun eine Ausschreibung zur Entwicklung einer Standortstrategie für die Altstadt lanciert, bei der sich die CIMA als Experte für Orts-, Stadtund Regionalentwicklung als Bestbieter erwiesen hat. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern soll jetzt ein Masterplan für die Altstadtentwicklung erarbeitet werden. Partizipative Workshops tragen dabei zur Ideenentwicklung bei. Die Vision lautet, der Innsbrucker Altstadt wieder den Hauch einer zentralen mitteleuropäischen Lebenskultur als multifunktionalen Lebens-, Wirtschaftsund Aktionsmittelpunkt einzuhauchen. Dabei steht die ganzheitliche Betrachtung des historischen Zentrums als multifunktionaler Raum im Fokus – es geht also um nicht nur wirtschaftliche Belange, sondern auch um Kultur, Wohnen, Mobilität, die Korrelation mit anderen Stadtteilen sowie die Aufenthaltsqualität und um bauliche Aspekte.
Potenzial der Altstadt
Die ersten Schritte drehen sich um die Ausarbeitung eines Impulsprogrammes für eine zukünftig erfolgreiche Positionierung und Entwicklung der Innsbrucker Altstadt, bestehend aus einem „Zukunftsprofil“, das Ziele und Strategien beinhaltet, sowie einem „Maßnahmenkatalog“ mit konkreten Projekten. Davon werden Handlungsempfehlungen für die Entscheidungsträger der Politik und Wirtschaft abgeleitet.
Eine fundierte Grundlagenanalyse zeigt, dass für die Innsbrucker Altstadt bereits viel Potenzial vorliegt: Die Einwohnerentwicklung weist im Zeitraum 2011 bis 2020 ein Plus von elf Prozent auf, die Nächtigungszahlen stiegen im Zeitraum 2015 bis 2019 um 20 Prozent. Mit 95 Schulen und sechs Hochschulen offeriert die Stadt gut 28.000 Schülern und rund 35.000 Studierenden eine starke Bildungslandschaft. Zudem verzeichnet die Innenstadt mit plus 30 Prozent im Zeitraum 2009 bis 2020 eine überproportionale Verkaufsflächenentwicklung.
Weitere Pluspunkte sieht die CIMA im hohen Anteil an Einzelhandel und Gastronomie. Auch die Leerstandsquote präsentiert sich im Städtevergleich eher niedrig, für die Ansprüche der Altstadt allerdings aktuell sehr hoch. Zwar dürften viele freistehenden Geschäfte „Übergangsleerstände“sein, die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind jedoch schwer abschätzbar. Ebenso bietet die Struktur der Unternehmen eine gute Basis für weitere Entwicklungen: Es dominieren inhabergeführte Angebote, teils „in die Jahre gekommen“bzw. „mittig“positioniert, aber auch „traditionelle und hoch qualitative Angebote“sowie zunehmend „nischige, junge Konzepte“, so die CIMA-Bewertung. Als positiv erweist sich auch, dass auffallend wenige standardisierte Filialkonzepte in der Altstadt zu finden sind.
Als weniger attraktiv sieht die CIMA die hohe Konzentration von Souvenirläden in der Hofgasse mit starker Frequenzballung und teils „billiger“Inszenierung bzw. Positionierung. Gleichzeitig gilt es, Frequenzen im historischen Zentrum noch besser zu steuern. Die teils mit sehr spannendem Branchenmix ausgestatteten Nebengassen weisen noch Potenziale auf, die sollen zukünftig noch stärker forciert und unterstützt werden.
Idee: Gründer-Wettbewerb
Als Idee für die Weiterentwicklung der Innsbrucker Altstadt stellt die CIMA im März 2021 „StadtUp“vor. Das innovative Modell zur innerstädtischen Betriebsansiedlung ist eine geschützte Marke und wird bereits in acht Städten, etwa Vöcklabruck und Eferding, erfolgreich umgesetzt. Zentrales Instrument ist ein Gründer-Wettbewerb mit fünf prämierten Gewinnern. Das Projekt soll eine kreative, aktive Betriebsansiedlung „von innen heraus“antreiben, mit dem Ziel, Leerstände zu reduzieren und den innerstädtischen Branchenmix zu bereichern. Kreative Geschäftsgründer sollen durch ein starkes Partnernetzwerk unterstützt werden. Im Fokus steht die positive Image- und Bewusstseinsbildung „Pro Innenstadt“.
In den kommenden Wochen werden die Projektverantwortlichen sich weiters mit den Themen „Stadtplanung/Gestaltung/Erreichbarkeit“und „Lebensraum Altstadt/Wohnen/ Kultur/Bespielung“auseinandersetzen. Der Plan lautet, die Ergebnisse der Workshops bis Juli zusammenzuführen und in einem „Zukunftsprofil“und einem „Maßnahmenkatalog“festzuschreiben, um dann möglichst rasch die Umsetzungen einzuleiten.
Facelifting für die Altstadt
Bereits in Auftrag gegeben hat die Stadt Innsbruck dringend notwendige Infrastrukturarbeiten im historischen Zentrum der Landeshauptstadt. Die eigentlich für vier Jahre anberaumten Baumaßnahmen wurden – auch aufgrund der coronabedingten niedrigen Frequenz in der Altstadt – vorgezogen und sollen bis zum Sommer 2021 abgeschlossen werden. Schrittweise wurden und werden die Leitungen in der Altstadt erneuert, vor allem die teilweise über 130 Jahre alten Trinkwasserleitungen. Das historische Zentrum erhält ein allgemeines Facelifting.