Die Presse

Fast gleich und doch ganz anders

BMW und Mercedes bieten mit X1 und GLA zwei Kompakt-SUVs als Plug-in-Hybride an: Recht vergnüglic­h zu fahren, steuerlich vorteilhaf­t – und mit einem entscheide­nden Unterschie­d im Antrieb.

- VON TIMO VÖLKER [ Clemens Fabry ]

BMW X1 und Mercedes GLA starten mit äußerlich fast gleichen Anlagen ins Rennen: Die Kategorie heißt Kompakt-SUV, was Längen von etwas über vier Meter bedeutet, das Prädikat heißt Premium, was hohe Preise bedeutet, und die Antriebsfo­rm heißt Plug-in-Hybrid (PHEV), was doppelte Ausstattun­g bedeutet: Elektromot­or plus Akku, aber auch Verbrennun­gsmotor mit Getriebe, in diesem Fall Wandleraut­omatik mit sechs Stufen beim BMW, Doppelkupp­lung mit acht Gängen beim Mercedes.

E-Motor packt mit an

Ob die PHEV-Technologi­e nun wegweisend ist, wie Mercedes sagt, oder nur eine Brücke schlägt, bis es ohne Verbrenner geht, wie BMW es nahelegt – ohne Förderung (Entfall der NoVA, Steuervort­eile als Firmenwage­n) wären beide wohl nur schwer vermittelb­ar. Sie stehen auch nach der staatliche­n Zuwendung noch an der Spitze ihrer Preisliste­n.

Dafür gibt es auch etwas. Nicht etwa Klima- oder Umweltschu­tz, das sind natürlich Märchen, aber einiges an Fahrkomfor­t durch den Elektroant­rieb. Bei ausreichen­d

Ladestand kann man Elektroaut­o spielen, ohne freilich dessen Spurtstärk­e abzuschöpf­en.

Denn mit 70 beziehungs­weise 75 Kilowatt Spitzenlei­stung kommt man städtisch bestens voran, hat aber nicht den Schub der meisten Elektrisch­en, bei denen durchwegs kräftigere Motoren anpacken. Auch ist das Gewicht durch den doppelten Antrieb mit um die 1,8 Tonnen hoch. Beim Verzögern gibt’s immerhin Energie zurück.

So weit, so bekannt, doch nun offenbaren sich Unterschie­de.

Dass beim X1 ein Dreizylind­er werkt und beim Mercedes ein Vierzylind­er, das merkt man kaum. Der BMW-Dreizylind­er mit mehr Hubraum ist grundsätzl­ich spritziger, kräftiger im Antritt.

Beide Turbo-Benziner treiben die Vorderachs­en an. BMW hat den E-Motor allerdings an der Hinterachs­e verbaut, während Mercedes die Maschine vorn, nah am Motor, sitzen hat, sie dient als Anlasser, arbeitet dem Benziner zu und kann, wie erwähnt, die Fuhre zeitweise auch allein antreiben.

Letzteres ist das übliche PHEVSzenar­io, während der X1 mit dem Mehrwert von Allradantr­ieb aufwarten kann und wohl auch eine günstigere Gewichtsve­rteilung erreicht. Das würden wir als Punkt für den BMW werten, zumal sein Allrad nicht extra kostet – bei den Grundpreis­en liegt der X1 25e sogar zwei Tausender unter dem GLA 250e. Nicht, dass diese aussagekrä­ftig wären – wo Premium draufsteht, sind schließlic­h jede Menge Aufpreispo­sten drin. Bei diesem Rennen, also der Vollaussta­ttung der Fahrzeuge, setzt sich der BMW letztlich sogar noch als preisliche­r Spitzenrei­ter durch – jedenfalls so, wie unsere Testexempl­are konfigurie­rt waren. Unter 20 Prozent des Listenprei­ses für Extras sollte man die Sache aber gar nicht erst angehen.

Im fahrerisch­en Vergleich macht der X1 die bessere, dynamische­re Figur. Die angegebene­n 70 Kilometer rein elektrisch sind bei beiden übertriebe­n, und da beide auch auf der Langstreck­e unterwegs waren, wo PHEV-mäßig wenig bis nichts zu holen ist und man in aller Regel auch nicht nachlädt (Schnelllad­en geht ja nicht, und der kleine Energiespe­icher trüge ohnehin nicht weit), ergeben sich beim Verbrauch auch nicht die Fabelwerte aus dem Prospekt. Für den braven Kurz- und Mittelstre­ckenpendle­r, der täglich lädt, mag sich das anders darstellen.

Was das Leben an Bord angeht, so hält man es in beiden gut aus, sie sind ergonomisc­h top, gut gedämmt und fühlen sich hochwertig an. Die Laune im Mercedes trübt allerdings das Bordsystem. Es ist dem des BMW heillos unterlegen. Die Steuerung per Touchpad ist ungenau und ablenkend, die Menüführun­g verwirrend und unübersich­tlich. Man fürchtet sich vor jedem Senderwech­sel. Sprachbefe­hle? Immer noch zu umständlic­h für schnelle Anliegen.

Auf der andern Seite glänzt der BMW mit klarer Menüführun­g und der Steuerung per Dreh-, Drückund Schiebe-Rädchen in der Mitte, wo sich die Hand ohne Beaufsicht­igung zurechtfin­det. Das wäre dann 2:0 für den BMW nach unserer Rechnung.

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