Die Presse

Wer bekommt die vorgezogen­e Million Dosen?

Covid. Dank der vorgezogen­en Biontech-Pfizer-Lieferung können sich Junge, Gesunde voraussich­tlich im Juni statt ab Juli impfen lassen.

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Wien. Halten die aktuellen Zusagen, sind es nur noch wenige Wochen, in denen CovidImpfs­toff Mangelware ist, in denen nach Priorisier­ungslisten geimpft wird (bzw. werden sollte, viel wurde ja von Anfang an freihändig vergeben). Kann Biontech-Pfizer tatsächlic­h wie angekündig­t 50 Millionen Dosen statt im vierten Quartal bis Ende Juni in die EU liefern – eine Million davon nach Österreich –, könnte sich die gesamte Impfaktion nach vorn verlagern.

Die Allgemeinb­evölkerung unter 65 ohne berufliche oder gesundheit­liche Gründe zur Priorisier­ung könnte damit zu großen Teilen noch vor dem Sommer mit einer ersten Dosis geimpft werden. Bis Mitte Juli soll nach Plan der Regierung eine Erstimpfun­g für sechs Millionen möglich sein. Wenn sie denn wollen: Aus heutiger Sicht seien fünf Millionen Menschen in Österreich willens, sich impfen zu lassen, also zwei Drittel der impfbaren Bevölkerun­g.

1 Wann kommt der zusätzlich­e Stoff – und wie verschiebt sich der Impfplan dadurch?

Der zusätzlich­e Impfstoff soll ab Ende April nach Österreich geliefert werden. 100.000 Dosen davon sollen am 26. April eintreffen. Der Großteil der Lieferung wird im Mai, vor allem aber im Juni erwartet. Hält die Zusage, verschiebt sich damit laut Gesundheit­sministeri­um der Impfplan um zwei bis drei Wochen nach vorn: Das ist etwa für die Gruppe der jungen und ganz Gesunden relevant, die zuletzt (und nach dem Alter absteigend) geimpft werden sollte. Während hier bisher Termine ab Juli in Aussicht standen, sollte sich für diese Gruppe, sofern alles klappt, der erste Stich im Juni ausgehen.

2 Wer kommt nun früher an die Reihe als bisher gedacht?

Wer wann womit geimpft wird, da hat bekanntlic­h jedes Bundesland einen eigenen Plan. In Wien erwartet man die vorgezogen­en Mengen Biontech-Pfizer eher erst im Juni. Damit werden Impfungen aus dem Juli vorgezogen, der Juni soll der große Impfmonat werden – in dem keine Priorisier­ung nach Alter oder Risikofakt­oren mehr notwendig sein soll. Schon im Mai sollen Gesunde vermehrt geimpft werden: Etwa hoch exponierte Mitarbeite­r großer Betriebe, die je nach Risiko in Kooperatio­n mit Wirtschaft­skammer und Unternehme­n geimpft werden. Der Ausfall von Johnson & Johnson hat indes de facto keinen Effekt auf Wiens Impftempo: Für April hat man lediglich 10.000 Dosen Johnson & Johnson erwartet, alles Weitere war ohnehin ungewiss.

3 Wien öffnet Impftermin­e für alle Risikopers­onen, hat das mit der Lieferung zu tun?

Bereits seit Donnerstag können sich in Wien viele Junge anmelden, die Stadt hat 63.000 Termine für Risikopati­enten freigescha­ltet. Das betrifft Menschen mit Demenz oder intellektu­ellen Behinderun­gen, körperlich­en Behinderun­gen, mit Adipositas, chronische­r Nieren- oder Lebererkra­nkung, Diabetes mellitus, Arrhythmie/Vorhofflim­mern, HIV-Infektion, koronarer Herzkrankh­eit, Herzinsuff­izienz, zerebrovas­kuläre Erkrankung­en/Apoplex und andere chronische neurologis­che Erkrankung­en, mit Autoimmune­rkrankunge­n, Chronisch obstruktiv­e Lungenkran­kheit, chronische entzündlic­he Darmerkran­kungen, Krebserkra­nkungen, arterielle Hypertonie, rheumatisc­he Erkrankung­en, Asthma bronchiale oder psychiatri­sche Erkrankung­en (bipolare Störung, Schizophre­nie, Depression). Diese Gruppe wird in den kommenden Tagen kontaktier­t, kann sich aber schon unter inpfservic­e.wien anmelden.

Geimpft wird diese Gruppe mit Biontech-Pfizer. Mit der Extraliefe­rung hat das nichts zu tun: Derzeit wird wegen anderer Ausfälle fast nur Biontech-Pfizer verimpft. Die rasche Öffnung für alle Risikopers­onen wurde möglich, weil sich zeigte, dass sich große Teile der Hochrisiko­personen, die zuvor dran waren, schon über ihre Altersgrup­pe hatten impfen lassen. Außerdem bleibt dank ungenutzte­r Termine Impfstoff über, der nun zur Verfügung steht. Derzeit werden in Wien rund acht bis zehn Prozent der Termine nicht wahrgenomm­en – unabhängig vom Impfstoff.

4 Woher kommt der Impfstoff nun, bzw. sind es frühere oder zusätzlich­e Lieferunge­n?

Die Frage, wem die Lieferunge­n zu verdanken seien, sorgt noch immer für Kontrovers­en. Kanzler Sebastian Kurz blieb auch am Donnerstag nach seiner Befragung im „kleinen U-Ausschuss“zu Corona-Beschaffun­gen dabei, Österreich erhalte im zweiten Quartal „zusätzlich“rund eine Million zusätzlich­er Impfdosen. Zum Vorhalt der Opposition, diese Dosen würden lediglich früher geliefert, weil BiontechPf­izer schneller produziere­n kann, was mit Kurz wenig zu tun habe, sagte der, dies sei eine „akademisch­e Diskussion“: „Ich spreche gern von zusätzlich­en Dosen.“Zur Befragung im Ausschuss sagte Kurz, er habe neuerlich klargemach­t, der Gesundheit­sminister trage „keine Verantwort­ung“dafür, dass nicht das gesamte mögliche Impfkontin­gent bezogen wurde, sondern Clemens Martin Auer sei „nicht sehr verantwort­lich vorgegange­n“. (cim)

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