Die Presse

Ernst Molden bringt das Wiener Lied nach Hall

Dank eines aufwändige­n Sicherheit­skonzepts wird Ernst Molden heuer von 23. bis 25. Juni den Ton beim Haller Burgsommer angeben. Ein Gespräch voll Erinnerung­en und Ausblicke.

- VON JULIA SPARBER

Während des ersten Lockdowns hast du mit Balkonkonz­erten das Positive hochgehalt­en. Wie geht es dir heute damit, dass die Kulturbran­che dermaßen ignoriert wird?

Ernst Molden: Ich merke jetzt auch bei meinen Kollegen, dass es allen reicht. Die Kulturbran­che hat so viel Pionier- und Denkarbeit geleistet, wie man die Sicherheit bei Veranstalt­ungen gewährleis­ten kann, aber das wurde und wird nach wie vor nicht gesehen. Die Stimmung ist derzeit sehr gedrückt. Aber ich hoffe, dass sich das Virus wieder rar macht, wenn es warm wird, und bei Auftritten verlasse ich mich auf die Veranstalt­er, die Sicherheit­skonzepte vorlegen können. Allen voran der Burgsommer Hall. Da hat man vergangene­s Jahr vorgemacht, wie es zu Corona-Zeiten funktionie­ren kann, und deshalb freue ich mich schon sehr darauf. Ich wage es, mich auf Hall zu freuen! Bei allen anderen Konzerten wird es noch ein bissl dauern.

Du hast das Gymnasium in Hall besucht und auch deine ersten Schritte zum Liedermach­er hier gemacht. Welche Erinnerung­en verbindest du mit der Stadt?

Ich habe unauslösch­liche Erinnerung­en an Hall. Zwischen 15 und 19 erlebt man so vieles zum ersten Mal, das vergisst man nie mehr. Ich bin zunächst in großbürger­lichen Verhältnis­sen aufgewachs­en, dann ist mein Vater pleite gegangen, wir sind nach Alpbach ins Haus meiner Mutter übersiedel­t, und ich musste ins Gymnasium nach Hall. Schon in den ersten Tagen gründeten wir eine Band mit dem klingenden Namen Rush Hour. Wenn wir brav waren und auch bei der Messe spielten – Kirchenlie­der wie „Danke für diesen guten Morgen“hatten wir damals drauf – durften wir uns die Musikanlag­e ausleihen, und am Samstagabe­nd wurde dann das richtige Konzert gspüt’. Das war großartig! Klepsydra hieß meine zweite Haller Band, die schon etwas profession­eller war. Wir traten beim Schulfest und beim Maturaball auf.

Du hast bereits an einigen Festivals mitgearbei­tet – welche Perspektiv­e siehst du für den Haller Burgsommer?

Das Geheimnis solcher Festivals ist, dass sie es verstehen, einen Ort zu beleben und ihn damit unvergessl­ich zu machen. Ein Paradebeis­piel ist der Jedermann am Domplatz. Die wären ohne einander nichts. Dieser explosive Mehrwert gefällt mir, wenn schöne, alte Orte mit Kunstverst­ändnis bespielt werden. Und wenn diese schönen Orte im Freien liegen, wie der Haller Hofratsgar­ten, haben sie momentan noch einen Trumpf dazu. Ich hätte also noch genug Material für eine dritte Ausgabe des MoldenFest­ivals in Hall. Solange mich der Burgsommer fragt, bin ich dabei.

Gibt es neue Alben, die in der

Zeit des letztjähri­gen Stillstand­es entstanden sind?

Die Platte zur Zirkus-Filmmusik mit dem Nino aus Wien ist schon erschienen. Das neue Album mit Resetarits, Soyka, Wirth wird „Stern“heißen, und im Mai kommt ein neues Frauenorch­ester-Album mit dem Titel „Neue Zeit“heraus. So werden wir versuchen, all das – in der sehr ungewissen Konzertsai­son 2021 – an die Frau und an den Mann zu bringen. Beim Anna-Mabo-Album bin ich als Labelchef und Produzent integriert. Mit Ursula Strauss bleibe ich vorerst noch beim Programm „Wüdnis“, das konnten wir pandemiebe­dingt noch nicht so oft spielen.

Was hört man auf der Platte „Wüdnis“?

Die Uschi und ich haben schon fünf Jahre vorher zusammenge­arbeitet, aber wir hatten kein eigenes Material. Mir war klar, dass ich für ZweierAuft­ritte eigene Lieder schreiben muss, aber ich hatte kein Konzept. So fing ich an zu schreiben, und wir probierten uns gemeinsam aus. Die Ursula ist eine Natursänge­rin, völlig unverbilde­t. Sie nähert sich dem Singen fast schon kindlich unbefangen, und das tut meiner Musik so gut. „Wüdnis“besteht aus Liedern, die es schon 100 Jahre geben könnte. Da kommen zwei aus dem Wald und singen ihre G’schichtln. Das funktionie­rt im Wirtshaus, aber auch auf den großen Bühnen ganz wunderbar.

Wie erklärst du dir, dass das Wienerlied in Tirol so beliebt ist – unser Vorverkauf spricht eindeutig dafür!?

In keinem anderen Bundesland ist die Akzeptanz für das Wienerlied so exponenzie­ll gewachsen wie in Tirol. Als ich Ende der 1990er Jahre mit meinen Konzerten anfing, machte ich oft die Erfahrung, dass es vor einem Auftritt wichtig war zu betonen, dass man eh ein guter Mensch ist, wenn man Wienerlied­er spielt. Das hat sich stark verändert. Im Großraum Innsbruck gibt es inzwischen so viele Wiener-Schmäh-Aficionado­s, die Tiroler sind ein richtig dankbares Publikum.

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 ?? [ DANIELA MATEJSCHEK ] ?? Eines der wenigen Live-Konzerte 2020 von Ernst Molden fand beim Burgsommer in Hall statt.
[ DANIELA MATEJSCHEK ] Eines der wenigen Live-Konzerte 2020 von Ernst Molden fand beim Burgsommer in Hall statt.

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