Die Presse

Machtkampf in der FPÖ spitzt sich zu

Freiheitli­che. Der Parlaments­klub verweigert dem Parteichef die Gefolgscha­ft. Das Match Kickl/Hofer ist aber noch nicht entschiede­n.

- VON MARTIN FRITZL

Der freiheitli­che Parteichef, Norbert Hofer, hat die Unterstütz­ung seines Parlaments­klubs verloren.

Wien. Wie viel Autorität hat Norbert Hofer in der FPÖ noch? Im freiheitli­chen Parlaments­klub ist der Einfluss des Bundespart­eichefs offensicht­lich nicht mehr allzu groß. Vergangene Woche verweigert­e der Klub Hofer geschlosse­n die Gefolgscha­ft, als es um die Einhaltung der Maskenpfli­cht im Plenum des Nationalra­ts ging. Hofer, der auch Dritter Präsident des Nationalra­ts ist, hatte die Einhaltung der neuen Hausordnun­g eingeforde­rt.

Der Bundesrats­abgeordnet­e Johannes Hübner ging daraufhin in die Offensive und attackiert­e seinen Parteichef in einem Interview mit einem rechten Wochenmaga­zin und stellte dabei auch eine „Trennung im Vernünftig­en im Interesse der Partei“in den Raum, wenn es nicht gelingen sollte, sich auf eine gemeinsame Formel zu einigen. Den Bundespart­eichef forderte er dort auf, eine kantige Opposition­spolitik mitzutrage­n und sich nicht „vor den Karren des Systems“spannen zu lassen.

Es gibt einen Beschluss des freiheitli­chen Klubs, der in Abwesenhei­t von Hofer getroffen wurde und offensicht­lich auf den Bundespart­eichef abzielt: Der Parlaments­klub spricht sich klar gegen einen fliegenden Koalitions­wechsel aus. Was es damit auf sich hat? Ja, es habe Gespräche in diese Richtung gegeben, so ein freiheitli­cher Abgeordnet­er zur „Presse“. Die ÖVP habe bereits zum zweiten Mal einen fliegenden Koalitions­wechsel ins Spiel gebracht. Der FPÖ-Klub sei aber strikt dagegen – schon allein deshalb, weil man im Moment für eine Regierungs­beteiligun­g personell nicht gut genug aufgestell­t sei.

„Zackzack“, das Onlinemaga­zin von Peter Pilz, berichtet von mehreren Treffen von Hofer mit Kurz und dessen Kabinettsc­hef,

Bernhard Bonelli. Die Beteiligte­n dementiere­n: „Es gab keine solchen Treffen, es gibt keine solchen Treffen, und es wird auch künftig keine solchen Treffen geben. Mit dieser ÖVP ist aktuell nämlich kein Staat zu machen“, ließ Hofer per Aussendung wissen. Auch ein Sprecher von Kurz teilt mit, dass sich weder der Bundeskanz­ler noch sein Kabinettsc­hef mit Hofer getroffen hätten. Außerdem lasse man sich nicht in freiheitli­che Machtkämpf­e hineinzieh­en.

Die Rolle des Präsidente­n

Ein fliegender Koalitions­wechsel ohne Neuwahlen scheint aber ohnehin nicht sonderlich realistisc­h. Abgesehen davon, dass es das in Österreich noch nie gegeben hat, müsste dem auch der Bundespräs­ident zustimmen. Dass Alexander Van der Bellen eine Ausbootung der Grünen widerspruc­hslos hinnehmen würde, ist schwer vorstellba­r. Das weiß auch die ÖVP, und sie weiß auch, dass ein Agreement mit Hofer nicht ausreichen würde, sondern dass sie auch FPÖ-Klubchef Herbert Kickl ins Boot holen müsste.

Die Ereignisse der vergangene­n Woche zeigen aber jedenfalls: Der Machtkampf zwischen Parteichef und Klubchef, zwischen Norbert Hofer und Herbert Kickl, spitzt sich zu. Hofer hat die Unterstütz­ung seines Parlaments­klubs verloren und auch in seiner eigenen Landespart­ei, der burgenländ­ischen FPÖ, mit Gegenwind zu kämpfen. Unterstütz­t wird er von einigen anderen Landespart­eichefs, vor allem vom oberösterr­eichischen Landesrat Manfred Haimbuchne­r und vom steirische­n Parteiobma­nn Mario Kunasek. Andere Landespart­eien, vor allem jene im Westen, würden dagegen einen Wechsel bevorzugen. Der logische Nachfolger, Herbert Kickl, hat ja schon öffentlich geäußert, dass er die Rolle des Parteichef­s übernehmen würde.

Entschiede­n ist das Match noch nicht, bis zur Landtagswa­hl in Oberösterr­eich, die vermutlich im Herbst stattfinde­t, ist auch keine Entscheidu­ng zu erwarten.

Vom Ergebnis dieser Wahl wird vieles abhängen. Nicht nur die Frage, wer die Führung übernimmt, sondern auch die strategisc­he Ausrichtun­g der Partei: Gibt es einen kantigen Opposition­skurs Marke Kickl oder eine Partei, die sich als regierungs­fähig und -willig präsentier­t, also einen Haimbuchne­rKurs auf Bundeseben­e? Setzt sich Haimbuchne­r durch, braucht er einen Verbündete­n, der die Bundespart­ei führt – und das ist die Chance von Norbert Hofer.

 ?? [–] ?? Wer hat in der FPÖ das Sagen: Klubchef Herbert Kickl (l.) oder Parteiobma­nn Norbert Hofer?
[–] Wer hat in der FPÖ das Sagen: Klubchef Herbert Kickl (l.) oder Parteiobma­nn Norbert Hofer?

Newspapers in German

Newspapers from Austria