Die Presse

Die FPÖ und der Angriff auf „das System“

Auf Regierungs­fähigkeit wird kein Wert gelegt.

- VON MARTIN FRITZL martin.fritzl@diepresse.com

Das Interview des FPÖAbgeord­neten Johannes Hübner bei einem rechten Wochenmaga­zin ist bemerkensw­ert. Erstens, weil es wieder einmal zeigt, dass die Freiheitli­chen keine Berührungs­ängste mit dem rechten Rand haben. Zweitens, weil man einen derartigen öffentlich­en Aufstand eines Mandatars gegen seinen Parteichef nur selten erlebt. Und drittens wegen der Klarheit, mit der Hübner das Grundverst­ändnis der FPÖ – besser gesagt, der Kickl-FPÖ – offen gelegt hat.

Dieses sieht etwa so aus: Es gibt in Österreich „das System“, dem gehören SPÖ, ÖVP, Neos, Grüne und sämtliche etablierte Medien an. Und es gibt eben die FPÖ, die diesem System entgegenst­eht. Freiheitli­che Politiker, die von einem „Systemmedi­um“gelobt werden, haben einen Fehler gemacht, sie lassen sich vor den Karren spannen. Den Vorwurf muss sich sogar der Parteichef gefallen lassen, wenn er sich für die Einhaltung der Hausordnun­g im Parlament einsetzt.

Das alles ist nicht ganz neu. Die Nähe zum Rechtsextr­emismus und den Tabubruch als Stilmittel gab es schon, als Jörg Haider die Partei führte. Haider wollte aber immer auch die Freiheitli­chen in die Regierung führen. Dazu gehört ein Restbestan­d an staatstrag­endem Grundverst­ändnis. Er war damit ebenso erfolgreic­h wie sein Nachfolger Heinz-Christian Strache. Herbert Kickl dürfte diesen Weg verlassen wollen, er führt die Partei in Richtung Fundamenta­loppositio­n.

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