Die Presse

Rad-Boom in Österreich: Unfälle steigen massiv

Verkehr. Die Pandemie sorgt für einen deutlichen Anstieg des Radverkehr­s. Das hat auch negative Folgen.

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Wien. Radfahren wird in Österreich immer beliebter und hat durch die Pandemie einen zusätzlich­en Boom erlebt. Schließlic­h meiden seit Beginn der Coronapand­emie immer mehr Menschen öffentlich­e Verkehrsmi­ttel aus Angst vor einer möglichen Ansteckung und steigen auf das Fahrrad um.

Fahrer von E-Bikes stark gefährdet

Der Boom hat auch negative Seiten. Denn die starke Entwicklun­g in Richtung Radverkehr geht laut Kuratorium für Verkehrssi­cherheit mit einem signifikan­ten Anstieg der Unfälle einher: 2019 verunglück­ten auf Österreich­s Straßen 8167 Radfahrer, 33 davon tödlich. Im Vorjahr gingen die Unfallzahl­en bei allen Verkehrsmi­tteln zurück, nur bei der Zahl der getöteten Radfahrer gab es ein Plus von 21 Prozent zum Jahr davor (erstes bis drittes Quartal). Konkret starben insgesamt 40 Radfahrer bei Verkehrsun­fällen.

„41 Prozent der getöteten Radfahrer waren in den vergangene­n drei Jahren mit einem E-Bike unterwegs, 2020 war sogar jeder zweite tödlich verunglück­te Radfahrer ein E-Bike-Fahrer“, erklärte Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssi­cherheitsf­orschung im Kuratorium für Verkehrssi­cherheit. Robatsch legte deshalb am Freitag einen Forderungs­katalog vor, um die hohen Unfallzahl­en im Bereich der Radfahrer zu senken. Dazu gehört: Ausbau der RadInfrast­ruktur, Ausweitung von Tempo-30-Zonen im Ortsgebiet, Bau von eigenen Radfahranl­agen und die Einhaltung eines Seitenabst­ands beim Überholen von Radfahrern von 1,5 Meter innerorts und zwei Meter außerorts.

Laut Befragung unter 1200 Radfahrern fühlen sich drei von vier Befragten (75 Prozent) im Straßenver­kehr zumindest gelegentli­ch unsicher, rund jeder Fünfte (18 Prozent) fühlt sich sogar oft unsicher. Am sichersten fühlen sich die Befragten auf einem baulich von der Fahrbahn getrennten Radweg, gefolgt von einem Radfahrstr­eifen auf der Fahrbahn. Am unsicherst­en fühlen sich Radfahrer im Mischverke­hr mit Autos bei einer zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t von 50 km/h bzw. bei Fahrten gegen die Einbahn.

Als gefährlich­ste Aspekte im Straßenver­kehr werden von den Radfahrern Unachtsamk­eit von Autofahrer­n genannt, dazu Übersehen werden und mangelnder Abstand beim Überholen. Das Angebot an Radverkehr­sanlagen werde von 56 Prozent als nicht ausreichen­d betrachtet, so das Kuratorium. (red.).

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